Die gotische Kathedrale

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                                Der gotische Baustil 2


                                                       Gliederung


1  Baukunst- und zeitgeistgeschichtliche Einführung

in die Gotik.

1.1  Willkommen im Licht - das Bauprinzip der Gotik

ist ein neues Verhältnis und Erlebnis zum Licht und Raum.

1.2  Formensprache und Symbolik der Gotik.

1.3  Der Mensch der Gotik.

1.4  Zeit des Wandels vom religiösen Lebensstil. 

zum Entwicklungslebensstil.

2  Von der religiösen, kulturellen Symbolsprache zur Entwicklungs- und Lebenssymbolsprache.



1  Baukunst- und zeitgeistgeschichtliche Einführung

                                        in die Gotik.

  

> Das abendländische Mittelalter steht unter dem Zeichen des Verti-

kalen für die seine Dome und die Kathedralen zeugen davon. Kein Bauwerk dieser mittelalterlichen Epoche und auch kein anderer Bau-

stil ist so von voller Mythen und Rätsel wie die gotische Kathedrale

bis zum heutigen Tag. Die Gotik ist eine Stilepoche in der europä-

ischen Kunstgeschichte, die ihre grösste Bedeutung in der Archi-

tektur hat. Hier besonders bei der Kirchenbaukunst. Der gotische Kathedralenbau gilt als herausragende Kunstschöpfung und Höhe-

punkt europäischer Kunst und Ausdruck der geistigen Entwicklung, die scheinbar aus dem Nichts entstanden ist und vereint ausschliess-

lich christliches Gedankengut von antiken Bautraditionen befreit.

Der gotische Architekt wurde europaweit stilbildend und bildet kunsthistorisch und geistesgeschichtlich den Höhepunkt und Abschluss des christlichen Mittelalters. Die gotische Kathedrale ist eine Welt für sich. Darin ruht ihr Wesen. Sie gilt als höchstes Maß

für die Kunst und nicht nur als ein Bau- und Kunstwerk zu verstehen, sondern durch die Kunst hindurch weist sie auf ihr Urbild und ihren Ursprung hin und will " den Himmel sinnenhaft erfahrbar machen". Es ist eine Verschmelzung der christologischen-theologischen Di-

mension mit der geistig-sinnlichen Erfahrungswelt und eine Bau-

kunst, welche in körperlicher Gestalt das Leben des Geistes erfasst.


> Die gotische Kathedrale ist Bedeutungsträger für die Idee des -

Göttlichen, Versinnbildlichung religiösen Gedankengutes, Versinn-

lichung der Glaubenskraft, Vermenschlichung des Gottesbildes und die Erfüllung des Wunsches nach mehr Gottesnähe. Sie stellt eine Synthese dar von einem Maximum an Gottesnähe verbunden mit einem Maximum an Weltnähe. Über die künstlerische Qualität hin-

aus bekommt das Artefakt Wert, Rang durch die einzigartige, emo-

tionale Wirkung. Im modernen Sinne ist der gotische Baustil mehr (Religions)psychologie, (Entwicklungs)philosophie und Quanten-

physik als ein Kunststil und wissenschaftliche Bautechnik und ihre Dreiheit besteht in der Konstruktion, Kunst und religionsmystischen Bedeutung. Die kon-struktiven Formenelemente sind Mittel, um Stimmungen zu erzielen, zu kultivieren und das mächtige Ur-Lebens-Grund-Seelen-Gefühl als starker Ausdruckswille in eine Kunstform

zu kleiden. Vereinfacht formuliert bestehen gotische Kathedralen bauarchitektonisch aus einem steineren Gerüst und gläsernen Wänden durchtränkt " vom mystischen Geist " als die Quelle aller Religion. Die Gotikkunst hat die Aufgabe, die bestehende gött-

liche und weltliche Ordnung zu bestätigen und ihr Dauer zu ver-

leihen. Geometrie und Licht der Kathedralen sollten den Men-

schen einen Hinweis geben auf die vollkommene göttliche Ord-

nung. Gotik ist das Verhältnis zum göttlichen, die Enträtselung der Gottesidee und in Stein gehauenes Gottes(er)lebensgefühl und gläubige Gotteserfahrungsgewissheit. Der endlose Raum und das Licht als Baustoff und Träger der zeitlosen Botschaft. Es ist Versinn-

lichung des religiösen Lebens als Verinnerlichung des Religiösen.

Gotik und das Christentum bedingen sich gegenseitig *.


* Siehe auch: Gotik und Mystik bilden ein Geschwisterpaar und finden

sich im Gottesbegriffs-,Entwicklungs- und Vermittlungsverständnis "eines Meister Eckhart wieder.

 

II.) Der Gotikbegriff ist erst nach der Gotik entstanden und südlich der Alpen wurde er als Scheltname für rückständig und hinterwäldlerisch verstanden, während die gotischen Bauwerksformen in Italien einen hohen künstleri-

schen Wert besaßen. Da die Gotik zum verteufelten Mittelalter gehörte,

wurde der Stil von einem Grossen Teil  der nachfolgenden Kunstschaffenden und von den ersten Geistern der vergangenen Jahrhunderte wie z.B. vom Schriftsteller Francois Fénelon und vom Philosophen Voltaire mit Verach-

tung betrachtet. In der Renaissance war die griechische und altrömische

Kunst angesagt und deshalb war die Gotik des Mittelalters als "stilo des-

co=deutscher Stil" verpönt. Bis ins 18.Jahrhundert war die Gotik der Inbe-

griff für schlechter Stil. Es ist richtig, dass im nordischen,  gotischen Stil Elemente des Barbarischen enthalten sind, was als primitiver, verbauerter, gotischer Wesenszug interpretiert wird. In den barbarischen Völkern bleibt immer wie sie sich abmühen etwas Dunkles, Wildes und Gewaltsames, in den kultivierten Völkern etwas Helles, Klares und Müheloses.


IV.) Die gotischen Kunstwerke keineswegs Gebilde mittelalterlicher Rohheit 

oder Werke des Unvermögens, sondern sind nur Teil einer grösseren, über

die ganze Erde verbreiteten Formenwelt. Der gotische Geist gehört seiner ganzen Natur nach jenem, man könnte wieder sagen barbarischen religiö-

sen Urgefühls, dass auf heftige Sehnsucht des unstillbaren Vervollkomm-

nungstrieb zurückzuführen ist. In Wahrheit ist dieser primitive, barbari-

sche Wesenszug ein individuelles Charakteristikum der Ursprünglichkeit, Lebensdirektheit und Mittelbarkeit, Lebenswirklichkeit  und Lebensindivi-

dualisierung, der sich der Anpassung und Normierung widersetzt und ist nicht das verächtliche, barbarische Werturteil der Ungebildet und Ungehobeltheit einer Unkultur.


V.) Der Gegensatz des Barbarischen ist ein Zustand, in dem die Norm herrscht, wo der Mensch und die Natur jenem lebendigen Formalismus unterworfen

sind, der Kultur genannt wird. Beide Formen aber sind notwendig und er-

gänzen, ja durchdringen sich einander und sind zwei Kraftfelder, die sich

hier anziehen und dort abstossen, aber erst  dieser Widerspruch macht das schöpferische Genie der Menschheit aus. In diesem Sinne ist die gotische Form die männliche, sie ist die zeugende und anregende Form*.


* Nr. II bis Nr. IV In inhaltlicher Textanlehnung an Karl Scheffler, deutscher Kunstkritiker und Publizist


VI.) Etymologisch ist das Wort " lernen" mit den Wörtern "lehren" und "Liste" verwandt und gehört zur Wortgruppe von " leisten ", das ursprünglich " einer Spur nachgehen, nachspüren, schnüffeln" bedeutet. Im Gotischen heißt "lais" " ich weiss ", bzw. genauer " ich habe nachgespürt " und " laists " für " Spur ".

 Die indogermanische Wurzel lais- bedeutet "Spur, Bahn, Furche".

VII.) Es ist unmöglich das Wesen der Kunst von der Schöhnheit zu bestim-

men. Hier sei an Goethes Ausspruch vor dem dem Straßburger Münster erinnert: "Die Kunst ist lange bildend, ehe sie schön ist und doch so wahre, grosse Kunst ja oft wahrer und grösser als die schöne selbst ". Der Wille der Kunst ist eine bildende zu sein und ein Inneres so auszudrücken, dass es ein Äusseres wird.


VIII.) Der gotische und der griechische Geist haben in den Jahrhunderten der christlichen Kunst mächtig miteinander gerungen und einen Kampf um die Form ausgetragen. In dieser Auseinandersetzung musste der Geist der Gotik siegen, weil das Schwergewicht der Kunst verlegt war von aussen nach innen und vom Sinnlichen zum Seelischen. Früher war der Mensch in der Welt ge-

wesen, als ein Teil davon und die Welt war für ihn da. Jetzt wurde die ganze Welt nur noch im Menschen als Mittel zur religiösen, seelischen Entwicklung betrachtet. Diese neue Sichtweise musste zu einer Umwertung und Umge-

staltung der Form führen. Deshalb ist der gotische Geist in Europa solange

mit dem Christentum im Gleichschritt gegangen. Gotik ist seiner ganzen

Natur nach das religiöse Ur- und Sehnsuchtsgefühl des menschlichen Voll-

kommenheits- und Einheitsstrebedranges, welches den einzelnen Menschen vor Gott mit der ganzen Schwere der Verantwortung stellt, sich mit dem Unbegreiflichen unmittelbar auseinanderzusetzen *.


* In inhaltlicher Textanlehnung an Karl Scheffler, deutscher Kunstkritiker

und Publizist.


IX.) Wie Mozart ein mit der Bestimmung zur Kultur geborenes Talent gewesen ist und wie im Gegensatz Beethoven Genie in seinen höchsten Werken noch barbarisch anmutet.


X.) Denn alle kulturellen Werte waren nicht möglich ohne die Religion. In allen bekannten geschichtlichen Kulturen ist Religion wesentliches Element der Kultur und ihre bestimmende Mitte. Fast 90 Prozent unserer Gesetze und kulturellen Werte haben ihre Wurzeln in der Bibel. Es gibt keine religions-

freie Kultur ausserhalb der modernen, technischen Zivilisation. Religion

und Kultur gehören zusammen wie der Schlüssel zum Schlüsselloch, aber

die Kultur und Kunst kann nicht zur Religion gemacht werden. Der abstrakte Geist liegt tiefer als die sinnliche Anschauung, der Begriff Religion wiegt schwe-

rer und ist geschichtlicher als die Begriffe der Kultur und Architekturkunst.


XI.) Siehe auch vom Bildungs-Kultur-Lernen zum Entwicklungs-Kultur-Lernen


XII.) Siehe auch " Die Zukunft des Straßburger Münsters und anderer goti-

schen Kathedralen " in Zukunft Straßburger Münster


XIII.) In der Aufklärung als Welterklärungsmodell ohne Götter- und über-

natürliche Kräfte hat sich der rätselhafte und mit Religion behaftete Seelen-

begriff zur Psyche und Psychophysik (Lehre von den seelischen Kräften) als Wissenschaft gewandelt. Er wurde durch den " Bewusstseinsbegriff " ersetzt und dadurch völlig unreligiös verwendet. In der praktischen Psychologie

heute verbirgt zumeist die materialistische "ich Vorstellung", dass seeli-

sches nur oder vorwiegend als Produkt körperlicher Prozesse und das Geis-

tige nur als Ergebnis physikalischer und chemischer Prozesse im Gehirn zu betrachten ist. Obwohl es verschiedene Seelenauffassungen gibt, hat " die

Idee der unwissenschaftlichen Seele " alle wissenschaftlichen Begriffsbil-

dungen, überlebt und " der Tummelplatz die Seele als Psyche ", was nicht

das tiefere Wesen und das kategorische Individual-Lebenslogos dieses Entwicklungs-Prozess-Lebens-Kernes ist ", erst einmal durchschritten werden muss. Das Seele wird im Hinduismus als " das höhere Selbst" verstanden. Die Seele ist kein Gegenstand  des  Erkennens, So wie es kein Bewusstsein vom Leben gibt und Tod gibt, gibt es auch kein Bewusstsein von der Seele. Es gibt immer nur Bewusstsein von etwas " als Gegenstandsbewusstsein", aber die Seele  schwindet mit der gegenstandslosen Wahrnehmung. Die Seele ist aber das dem Körper verleihende Lebensprinzip an sich, die dem Körper aufbau-

ende und erhaltende Vitalkraft schlechthin, ohne die der Mensch gar nicht

bestehen könnte und ohne die ja auch sein materieller Körper sofort zu leben aufhörte. Der Mensch besteht aber nicht nur aus Körper und Seele, denn er

ist eine Drei-Einheit bestehend aus Körper, Seele und Geist.


XIV.) Siehe auch den Gliederungspunkt " Das religiöse Seelenbegriffsver-

ständnis in Die-Zukunft-des-Christentums

 

XV.) Die Grundgefühle Ruhe und Glück (griechischer Geist) und Unruhe

und Leid (gotischer Geist) sind Urkräfte der Seele als die beiden Pole des

menschlichen Lebens überhaupt und ist die Formel, mit der die ganze

Entwicklungsgeschichte eines Menschen gedacht werden und das ganze

Leben universell abgeleitet werden kann. Zwischen ihnen findet alles Platz, was jemals geschaffen worden ist. Letzten Endes weist alles auf diesen einen grossen Gegensatz zurück, der in der Natur des Menschen begründet liegt.

Es ist die Ehrfurcht vor dem Gesetzlichen. In der Kultur wie auch in der

Kunstgeschichte wechseln die griechischen und die gotischen Formenwel-

ten miteinander ab, sie bestimmen, beeinflussen und durchdringen sich gegenseitig und wirken im ewigen Wechselspiel gegeneinander *.


* Karl Scheffler, deutscher Kunstkritiker und Publizist   


XVI.) Siehe auch Individualisierungs-Bringschuld der Entwicklungslosigkeit


XVII.) Siehe auch Individualisierungs-Entwicklung als Lebensweg


XVIII.) Siehe auch " Die Nachfolge Christi ist immer nur der eigene Entwick-

lungs-Individualisierungs-Weg in der Welt " in Evolutionäre, säkulare

Nachfolge Christi

 

> Die Gotik ist die Kunst mit der grössten Tiefe, sogar tiefer als die Renaissance, die fälschlicherweise als der Höhepunkt der euro-

päischen Kunstgeschichte angesehen wurde. " Die gotische Kathe-

drale ist die umfassenste Kirchengestalt, die in der Geschichte der christlichen Kunst erschienen ist, die umfassendste und die jüngste. Keine Reflexion, kein historischer Relativismus vermag ihr den Charakter des Jugendfrischen, Frühlingshaften zu nehmen, den

des Erneuerten. Eine mit Kunst befasste Historie und ein Kunst- und Architekturstudium sind nicht imstande, die gotische Kathedrale ausreichend zu erklären. Die Kunst- und architektonische Betrach-

tung erfasst nicht das ganze Sinnliche und Geistige der Kathedrale und mit dem gewohnten Kunstwissen und den Stilmitteln ist es nicht möglich, die religiöse Stimmung, das Eigentümliche und die er-

greifende, emotionale Kraftwirkung der gotischen Kathedrale zu erfassen. Die Erkenntnis der  gotischen Kathedrale ist das schwie-

rigste Problem der Kunstgeschichte, aber richtig erhellt, am meis-

ten Erkenntnislicht verbreiten kann *.  


* Hans Sedlmayr, österreichischer Kunsthistoriker.

 

I.) Die Grundkräfte der gotischen Kathedrale waren u.a. von Bernhard von  Clairvaux das neue Gottesbild und Gottverhältnis (als lichtes Lebens- und Gottesgefühl), von Hugo und von St. Victor die neue Lichtmystik, von Abä-

lard die neue Schärfe des rationalen Denkens und von Abt Sugar von Saint

Denis (Paris) die neue Schau der Kunst. Das Licht wurde als Baustoff benutzt*.


* Hans Sedlmayr, österreichischer Kunsthistoriker.


II.) Siehe auch " Gott ist Licht und das Licht verleiht den Dingen ihre

Schönheit " in das Licht der  Gotik und der metaphysische Lichtsinn in   Entwicklungsgotik

 

> Der Steincharakter der Kathedrale ist akkumulierte, religiöse,

gläubige Substanz der Volksfrömmigkeit dieser Zeit und über die

Zeit hinauswirkende, lebendige, idealisierte und verklärte Stein-

kraft als wortlose Weisheit. Sie ist nichts nachträglich, hinzu-

gedachtes, sondern die Mystik des gotischen Domes als ma-

gische Anziehungskraft, die heute noch die Menschen in ihren

Bann zieht, war von den Erbauern der Kathedrale als Ziel- und Wirkursache von Anfang an vorgesehen. Jedes Kunstwerk er-

füllt seinen Sinn in sich selbst und der daraus sich ergebenden menschenformenden Wirkung. Es ist die Kultur der Vergangen-

heit als nicht abgeschlossene, offene Kultur, die sich in der Gegen-

wart als Entwicklungskultur neu erschliesst *.  


* I.) Siehe auch Wirkkraftfeld eines Entwicklervorbildes


II.) Siehe auch  Kulturrezension im  Schatten des Straßburger Münsters

in  Kulturrezension


III.) Siehe auch " Die Zukunft des Straßburger Münsters und anderer gotischen Kathedralen " in Zukunft Straßburger Münster


IV.) Siehe auch " Die Krise der Gesellschaft sind immer weniger Einzelne,

aber die Zukunft der Gesellschaft sind immer mehr Einzelne " in Gesell-

schafts-und Entwicklungsmensch

 

V.) Siehe auch vom Bildungs-Kultur-Lernen zum Entwicklungs-Kultur-Lernen


> Die Kathedralenbauzeit betrug in der Regel 80 bis 100 Jahre. Des-

halb sind die großen und bekannten französischen Kathedralen oft innerhalb eines Jahrhunderts vollendet worden. Aber es gab auch etliche Kathedralen, an denen wegen notgedrungener Baupausen 150, 200 oder 250 Jahre gebaut wurde und das kunstfertige Werk vieler Generationen war. Während der baulosen Zeit ist aber auch

die Bauformensprache vorangeschritten und es haben Stilver-

schiebungen stattgefunden. Deshalb reicht die Zeittafel einiger gotischer Bauwerke von der Romanik bis in die Spätgotik hinein.

Der Frühling der Gotik beginnt in der Zeit von 1140 bis 1200, die Hochgotik war von 1200 bis 1270, die Royantgotik als das Welken

in der Zeit von 1270-1375 und die Flamboyantgotik, welche das Ende dieses Baustils einläutete und die Zeit gegen den gotischen Baustil arbeitete von 1375- 1500. In der Nachgotik lebte der gotische Bau-

stil auch ausserhalb seiner Epoche fort und ist als Barockgotik

als Mischform zwischen Barock und Gotik sogar in der Barockzeit nachweisbar. Im 19. Jahrhundert fand der Baustil der Neugotik als Spielart des Historismus neues Interesse. Aber die Hauptepoche

der Gotik war spätestens zum Beginn der Renaissance vorbei, weil

der Mensch und nicht mehr Gott das Maß der Dinge wurde und die Diesseits- und nicht mehr nur die Jenseits-Sichtweise im Blickwin-

kelmittelpunkt des Menschen stand *.


* I.) Die Gotik war keine einmalige Erfindung mit einem erstmaligen Sichtbar-

werden, sondern die neue Stilform entstand aus einer fliessenden Entwicklung heraus. Deshalb ist die oben genannte Periodeneinteilung der Früh-,Hoch- und Spätgotik nur eine Grobeinteilung.


II.) Nachdem Descartes im " cogito ergo "sum die Selbstgewissheit des Be-

wusst sein behauptet und an die Stelle der Selbstgewissheit der religiösen Erfahrung gesetzt hatte, hat die Philosophie der Neuzeit das Bewusst-

sein als alleinige Realität vertreten. Die Welt ist vom " Ich" aufgebaut und deshalb ist das Denken in den Nihilismus geraten. Der Mensch darf sich

nicht auf Kultur und Bewusstsein begründen und sein Heil erwarten und

seine Existenz davon abhängig machen und das in Wahrheit einer anderen Begründung bedarf, weil Kultur und Bewusstsein nur ein Ausschnitt und

nicht das Ganze darstellt. Das Bewusstsein des Menschen ist nichts gesicher-

tes und konsistentes, sondern etwas ungewisses und labiles. Es bedarf

nur einer Veränderung oder eine Krise, welche die Sicherheit des Bewusst-

seins erschüttert als Beweis, dass auf das Bewusstsein kein Verlass ist *.


* Dieser Textabschnitt wurde entnommen " Der Mensch in dieser Welt ",

Hans Zehrer, Rowohlt Hamburg, Stuttgart, 1948


1.1 Willkommen im Licht - das Bauprinzip der Gotik

ist ein neues Verhältnis und Erlebnis zum Licht und Raum.

 

> Keine Kirchen sind so spektakulär und umgeben von so vielen Rätseln, wie die gotischen Kathedralen. Das stärkste Ausdrucks-

mittel der Gotik ist das Licht, nicht das natürliche, sondern das übernatürliche Licht, dessen Inhalt der Verwandlung und Erleuch-

tung der Menschen dient. Beim Neuplatonismus, der philosophi-

schen Lichtgrundlage ist das Licht die transzendale Wirklichkeit,

die alles erschafft und den Geist erhellt und den Köprer heilt. Das Streben nach Licht als das Streben nach Höherem und einem mündigen, individuierten Menschen. In all seinen Formen ist es

das Prinzip der Gotik und das Licht ist die Hauptperson dieser Licht-

und Illusionsarchitektur, wo das Licht als Baustoff benutzt wird

und der Lichteinfall irisierende Stimmungen zaubert. Der niedrige Geist erhebt sich mit Hilfe der schwerfälligen Materie  zum wahren Licht. Die Leuchtkraft des Jenseits  erzeugt die übernatürliche

Lichtstimmung, welche den gläubigen und nicht gläubigen Be-

trachter, den Ergriffenen, den Tourist wie Kunstliebhaber glei-

chermaßen in den Bereich des Jenseitigen entrückt. Die gotische Kathedrale will nicht allein für das Tageslicht transparent sein, sondern möchte in ihrer Gesamtheit für eine unsichtbare Wirklich-

keit transparent sein. Das gotische Licht ist kein von der natür-

lichen Aussenwelt hereinkommendes, sondern von den Glasfens-

tern aus strahlendes, übernatürliches, wirkendes Licht. Das durch-

gelassene Tageslicht spiegelt eine unsichtbare, metaphysische

(heute würden wir sagen eine quantenphysikalische) Wirklich-

keit wieder. Die Menschen erleben den Satz " Gott ist Licht " und

das Licht verleiht den Dingen ihre Schönheit. Materie wird zu Licht

ist das Wesen der gotischen Kathedrale. Der abstrakte Geist liegt

tiefer als die sinnliche Anschauung*.

 

* I.) Der Geist wird als die universelle Sprache unseres Universums betrachtet, in der Quantenphysik wird der Gottesbegriff zur Information und in der Bio-

logie gilt Licht als Schöpfung und Energie allen Lebens.


II.) Siehe auch " Das Licht der Gotik und der metaphysische Lichtsinn "

in Entwicklungsgotik

 

> Bei der Entwicklungsbetrachtung der gotischen Kathedrale geht es nicht um Rückfall und Romantisierung des versunkenen Mittelal-

ters, aber das dunkle, drückende, unwissende und düstere Mittel-

alter hat auch das hellste Licht hervorgebracht, zu keiner Zeit gab

es so " grosse, geistige und geistliche Lichtgestalten " z.B. Meister-Eckhart und wurde so kulturtief und lebenswesentlich gedacht

(Es  war auch die Zeit, wo viele neue Orden ihren Anfang nahmen).

Es ist nicht das unaufgeklärte Mittelalter, sondern die helle Seite

der Mystik als der tiefe (Glaubens)geist dieser Zeit, welcher über

die menschlichen Bedrängnisse hinweg tröstete. Das Mystische

als eine Art gotischer Gottbezogenheit durchdringt alle Teile

des gotischen Baues und entwickelt sich dem Lichte entgegen.

Gott ist rein, klar und nur Licht und deshalb kann Gott nirgends gefunden werden als im Licht (Frieden). Die Theologie der Meta-

phormose des Lichtes besagt, dass die wesenhafte Gottsubstanz

Licht ist, was auch quantenphysikalisch" einleuchtend " ist *.


* I.) Gott ist Licht. Das ist eine grundlegende Erkenntnis der modernen

Quantenphysik. Die kleinsten Teilchen, die für das Auge unsichtbaren 

Schwingungen, die meinen Körperformen, sind informierte, hochfrequen-

te Photonen (= Lichtteilchen/Lichtschwingungen). Mein ganzer Körper,

jedes Organ, jede Zelle ist zusammengesetzt aus unzähligen solcher 

Lichtteilchen, aus informierten, in unterschiedlichen Frequenzen schwin-

genden Photonen. Aus solchen Photonen setzt sich überhaupt die ganze Schöpfung zusammen. Alles ist aus Licht gemacht und kommt aus dem

LICHT. Durch die unterschiedlichen Frequenzen, in denen dieses Licht

vibriert, entsteht der Eindruck der Vielfalt des Lebens. In der Tiefe aber

besteht alles aus der gleichen Substanz: Licht.


II.) Die Wissenschaft lehrt uns, dass die Reizung unserer Sinnesorgane durch Lichtwellen und Moleküle die einzige Quelle unserer Informationen zur Welt sind. Bewusstseinsentwicklung wird als die Wahrnehmung von Veränderung definiert und es ist der Entwicklungs-Lebens-Werde-Formwille-Prozess in

der Geistdurchdrungenheit, wo dieses Bewusstsein gebildet wird. Der Ent-

wicklungslernprozess ist eine dynamische Auffassung der Formenerfassung

als Prozessprägekraft des Formens, wo das Gestaltlose, Innerliche des Ent-

wicklungsgeschehens durch Transzendierung " als Kernspaltung des Indivi-

dualisierungs-Seins( Individual-Logos) " zur Wissens-Form-Klarheit transfor-

miert wird, wo das Innerliche veräusserlicht und eine Nichtform in eine neue (Wissens)form gebracht wird. So erfolgt wissenschaftlich unscharf gesagt in

 der " Entwicklungs-Auseinandersetzungs- Prozess-Bewegung " die Neuschöp-

fung im und durch das Licht. Licht ist die eigentliche Substanz von allem was wir in der Raum-Zeit-Realität wahrnehmen. Licht hat transformatorische, transzendierende Eigenschaften und ist das Prinzip für alles.  Licht ist Mitt-

ler zwischen körperlichen und unkörperlicher Substanz als das schöpferi-

sche Prinzip, das alles Wachstum auf Erden hervorbringt.


III.) Siehe auch: " Das Licht der Gotik und der metaphysische Lichtsinn "

in Entwicklungsgotik


> Die Mystik gilt als Höhepunkt europäischer Kunst und der geistigen Entwicklung. Dunkel und schwer ist das Wesen, aber hell und leicht ist die Wirkungsweise als die transformatorische Kraft des Lichtes, weil es eine höhere Schwingung hat als das Dunkle. Es ist auch das "Hässliche und Groteske als der Wahrheitsanspruch" des franzö-

sischen Schriftstellers Victor Hugo, weil die Tugend nur in der Versuchung mit der Untugend vollbracht wird. Es ist die Unruhe

der gottsuchenden Seele, weil diese aller Ruhe Suchziel bleibt als Entwicklungsdrang und Entwicklungstrieb, welche nach oben

dem Licht entgegen strebt und deshalb ständig auf der Suche ist. Gotik und Mystik bedingen sich gegenseitig, weil die Baukunst

dem Menschen das Göttliche nahe bringen will. Mit der Mystik

setzt das sinnliche Element der Gotik ein und Mystik beinhaltet immer Evolution. Gott lenkt und leitet die Schöpfung durch die Prozesse der Evolution hindurch und denkt sich entwickelnd

in der Evolution. Evolution ist keine Ersatzreligion, sondern nur

der persönliche " Entwicklungs-Such-Weg zum Erkenntnis-, Le-

benssinn- und Individualisierungs-Licht " zu gelangen. Deshalb ist das Christentum nicht mystisch, sondern nur die Welt *.


* I.) Die Zeiten und Verhältnisse vermögen sich noch so sehr verändern, aber der Mensch bleibt doch immer derselbe mit seiner (unbewussten) Sehnsucht nach Selbstverwirklichung der Entwicklungsindividualisierung. Es ist die wahre Lebensquelle als Besuchermotivation und die Bauarchitekturfakten und Wissens-Zahlen sind nur zweitrangig.


II.) Das Religiöse lässt sich vom Entwicklungs-Lebens-Individualisierungs-Prozessakt nicht trennen und ist, wenn religiös gedeutet, immer mitge-

geben. In der persönlichen Entwicklung liegt alle Religion eingeschlossen,

die der Mensch braucht. Die religiöse Deutung  der Evolution (d.h.,wer an

Gott glaubt, was Gott im Lebensalltag mit mir vor hat)  und vom Leben her entwicklungsindividualisierungsmässig zu denken ist das, worauf es nur ankommt. Die Zukunft aller Religionen besteht in der natürlichen Religiosi-

tät, welche dem Menschen eigen ist als die Entwicklung zur individuellen Menschwerdung.


III.) Das Individualisierungsprinzip wird sakral begründet, weil jeder Einzelne vor Gott gestellt ist als " Entwicklungs-Individualsierungs-Lebens-Bring-

schuld Prinzip einer Entwicklungslosigkeit". Nur die nichts gleich sind,

sind Gott gleich ". Der Gottesbegriff wird religiös aus der persönlichen

Situation des Einzelnen heraus entwickelnd interpretiert. Gott wirkt sich

selbst, sucht nichts ausserhalb seiner selbst und durchwirkt die Welt in

dem " Auseinandersetzungs-Entwicklungs-Prozess-Transzendierungs-Geschehen " und deshalb ist Gott mir nahe. Durch mein gelebtes, geat-

metes Leben bin ich Gott unmittelbar (ich atme nicht, sondern ich werde geatmet). Im selbstwirkenden Entwicklungsprozess wird Gott  erst Mensch, ohne Entwicklung nicht. Er muss Mensch werden, um sich selbst sein und

selbst werden zu können und bekommt erst durch meine Entwicklung seinen individuellen " Lebens-Gesichts-Werdeausdruck " und seinen Namen. Gott braucht mich, dass er sich werden kann. Deshalb ist  Gott mir näher, als ich ( " mein Ego ") mir selber bin.


IV.) Die philosophische Schule der Mystiker, besonders in der Rheinebe-

ne beeinflusste die neue Frömmigkeit der Menschen. Die ekstatische

Suche nach Gott in der mystischen Eins-Werde-Erfahrung findet sich

z.B. in der Dynamik der Baugestalt, im Vertikalen des Kathedralenbaues,

im Raumideal der Tiefenbewegung und Lichtdurchflutung wieder. Der

grösste Vertreter der deutschen Mystik ist Meister Eckhart. Eckharts Auf-

enthalt in Straßburg, oft als sein " Straßburger Jahrzehnt " bezeichnet,

soll von 1313/1314 bis 1322/1324 gedauert haben und hat auch im

Straßburger Münster (Baubeginn 1176) gepredigt. Es ist die Überwindung

der passiven, kontemplativen, weltverneinenden Klostermystik durch

eine aktive Welt und das Leben im höchsten Maße bejahende Lebens-

mystik, deren tätiges, ethisches Handeln aus dem tiefsten Inneren ange-

stossen wird. 

 

V.) Siehe auch Mystik eines Meister Eckhart

 

VII.) Der gotische Baustil ist voller Mystik wie eine Barockfassade, ein Gedicht von Johann Wolfgang Goethe, Beethovens Sextett, wie jedes Kunstwerk von Rang oder alles, was das seelische Innenleben befruchtet und erhöht.

 

VIII.) Mystik beinhaltet immer Evolution und Evolution und Schöpfung sind

das Gleiche. Es ist die Überwindung der spekulativen Mystik der Gotik mit

dem Ziel der Gotteinswerdung als " Unio Mystica " (vita contemplativa) als geistliches Fühlen zur Entwicklungsprozesserfahrung und Lebensdialektik

als säkularisierte Mystik und entmystifizierte Religion des Alltags, welche

zur praktischen Lebensveränderung führt (vita activa als Entwicklungsfüh-

len eines Wahrnehmungs- und Beurteilungsmusters).

 

IX.) Jede Wissenschaft war einmal Pseudowissenschaft  und Spekulation

wegen dem mangelnden Erkenntnisstand. Alles was früher einmal  Mythos

war, wurde zur Theologie, die Metaphysik zur Physik, der Determinismus zum Indeterminismus, der Dualismus/Rationalismus zum Universalismus/Inter-

verbundenheit und die Kausalitätsprämisse zu den Wechsel- und abfolgen-

den Zusammenheitswirkungen. Die Physik (Aufklärung), Philosophie (Ver-

nunftseinsicht) und Theologie (Glauben) sind durch die Quantenphysik (Aufklärung der Aufklärung) abgelöst worden. Die Frage ist, ob die Quanten-

physik die Erkenntnisideen der Mystik als die Urquelle aller Religion wieder-

spiegelt ? Es muss ganz klar gesagt werden, dass die Quantenphysik kein Beweis für die Mystik ist und dass z.B. die " Schroedingersche Wellenfunk-

tion " absolut nichts mit einer spirituellen Wirklichkeit zu tun hat, abgesehen davon, dass alles eine geistige Manifestation ist. Wenn wir annehmen, dass der derzeitige Erkenntnisstand der Quantenphysik nur von einer anderen Per-

spektive aus betrachtet die Lehren z.B. des Mystikers Meister Eckharts wiedergeben, muss das in die wissenschaftliche Irrtumsecke gestellt werden, obwohl viele Parallelen gegeben sind.


X.) Eine Erleuchtung findet auf einer unaussprechlichen Bewusstseins-

ebene statt, die erst im jahrelangen, kontemplativen Ringen von einem religiösen Genie durch die " Gnade " erreicht wurde und tiefer liegen muss, während die Quantenphysik eine naturwissenschaftliche Theorie wie jede andere auch, " nur " durch intellektuelles Nachdenken und durch das Lernen von mathematischen Gleichungen rational zu verstehen ist. Es ist ein wis-

senschaftliches, intellektuelles Konzept, fast am maximalen Grenzwert und

am Gipfelpunkt des linearen Denkansatzes des Verstandes, der Logik und

der Vernunft, aber beweisbar und messbar. Die Erfassung und Formulierung  eines Gesetzes durch die Quantenphysik ist aber noch nicht das Gesetz der Entwicklungsreife, die einem geschenkt wird und nicht über noch mehr Bil-

dung zu erlangen ist. Wenn Quantenphysiker Mystiker und gläubig waren und sind, dann nicht wegen, sondern trotz der Mikrophysik. " Gott wird als all-

umfassende Liebe " von den Mystikern angesehen und wer religiös veran-

lagt ist, wird nicht bezweifeln, dass das Ganze viel mehr ist, als die Summe

seiner Teile und nur Energie und Information, an  den er glaubt. Die Quan-

tenphysik in Augenhöhe mit der Mystik zu stellen käme einer transzendenten Erhöhung der Wissenschaft gleich. Die modernen Mikrowissenschaften, wel-

che mit Geist, Bewusstsein, Freiheit und anderen Wertbegriffen operieren, werden als unwissenschaftlich angesehen, weil diese nicht die Auswahl-

kriterien der wissenschaftlichen Betrachtungsweise erfüllen.  

G

XI.) Alles wurde mit Entwicklungsmöglichkeiten und Entwicklungseigen-

schaften als Mittel zum Individualisierungszweck geschaffen. Dieses kann

als eine höhere Entwicklungsstufe der Materie als verdichteter, gebundener Geist, welcher für den Geist geschaffen wurde betrachtet werden, um sich

von ihr zu befreien. Entwicklungseigenschaften, Entwicklungswerte, Ent-

wicklungsattribute und Entwicklungstugenden sind gotische Kathedralsbau-

prinzipien und führen zu mehr Gott(entwicklung). Was zu mehr Gottent-

wicklung führt, wird als wertvollster Schatz der Menschheit betrachtet.



1.2 Formensprache und Symbolik der Gotik.

  

> In der Architektur wird unterschieden in Früh-, Hoch- und Spät-

gotik, die sich in den verschiedenen Regionen unterschiedlich entwickelten. Die französischen Kathedralen von Saint-Denis (Pa-

riser Becken) in Sens (Burgund) gelten als Initialbau  und das reine Stilideal hat sich erst in den Kathedralen Chartres und Reims gebil-

det *.


* I.) Die Kathedrale Saint - Étienne (St.Stephans-Kathedrale) in Sens wurde

ab 1140/45 errichtet und gilt als die erste gotische Kathedrale, während Saint Denis eine ehemalige Abteikirche gewesen ist.

II.) Wie wohl kein anderes Heiligtum war die gotische Kathedrale von Chartres (Cathédrale Notre-Dame de Chartres) das Werk und die Leistung ganz Frank-

reichs. Kein Kunstwerk unserer Zeit, welches auch immer, lässt sich auch nur

im Entferntesten mit diesem vergleichen, was damals eine ganze Generation

in einen Baurausch versetzte, alle Energien, alles Geld und Bauhilfsmittel

für die Errichtung jenes steineren Kolosses zu verwenden, der zwischen

1194 und 1220 unaufhaltsam und atmberaubend über die Stadt empor wuchs.

III.) Die füllenden Flächen der Baumasse des Vorgängerbauwerkes der Romanik sind in einer hochaufstrebenden Skelettbauweise vollkommen aufgelöst. Die entmaterialisierte und massenentschwerte  Westfassade erscheint wie eine mächtige Skulptur.

 

> Die gotische Kathedrale vereinigt drei Temperamente. Es sind die normannische Elemente (konstruktives, kühnes und hochragendes), keltische Elemente (Phantasie, übersteigendes, farbenglühendes, träumerisches) und mittelmeerländische Elemente (sinnliches und bildhauerisches)." Die Gotik ist in allen ihren Formen ungriechisch und entspringen in erster Line nicht der freien Vernunft, sondern fliessen aus einem stark okkupierten Gefühl. Der griechische Geist hat seinen Gestaltungswillen überwiegend in der Profankunst und der gotische Geist in der Sakralkunst. Die römischen Völker haben sich der griechischen Formen bemächtigt, die nordischen Völker dagegen haben dauernd geschwankt zwischen dem Griechischen

und dem Gotischen. Der auf germanische Initiative, zurückfüh-

rende gotische Stil ist nicht nur ein Gebilde des nordischen Mittel-

alters, sondern ein Lebensgrund-Urgefühl, was immer gegenwär-

tig war, wenn in Europa oder sonst irgendwo etwas neues mit ele-

mentarer Kraft zutage trat *.


* In inhaltlicher Textanlehnung an Karl Scheffler, deutscher Kunstkritiker und Publizist.


> Die Gotik orientiert sich nicht an antiken Vorbildern. Es  war ein eigener Stil, der sich aus der aktuellen Gesellschaft heraus entwi-

ckelte. Sie ist auch nicht vom Himmel gefallen und einzelne For-

menelemente befanden sich auch schon in romanischen Bauten.

Die konstruktiven Voraussetzungen der Gotik sind in der Romanik geschaffen worden und Kreuzrippengewölbe, Strebewerk und Spitzbogen sind keine genuinen Erfindungen der Gotik. Die früh-

gotische Architektur ist nicht die Erbin, sondern kann als Rivalin

der romanischen Architektur betrachtet werden. Sie ist bewusst

im Gegensatz zu ihr geschaffen. Die gotischen Architekten machen sich dieses Erbe zu nutze, aber sie formten all jene Bauelemente

in einer Weise um, die ein neues, anti-romanisches Architektur-

system als Ausdrucksgestalt einer neuen religiösen Thematik er-

gab und eine sehr freie, unabhängige Stilepoche begründete,

welche eine neue, vollkommene (Licht)idee verwirklicht. Es war

Abt Sugar, der in der Abteikirche in St. Denis (Pariser Becken) zum ersten Male diese Stilelemente in einem Baukörper zusammenge-

fasst hat. Abt Sugar konzipierte die Kathedrale theologisch und bezieht sich auf die Schriften des Schutzheiligen Dionysius dieser Abtei. Die Lichtwirkung und Lichtwirkkraft stand im Mittelpunkt

für die neue Bauarchitektonik. Er war von dem Wunsch und dem Willen erfüllt, dem Stil des Kirchengebäudes mit jener überirdi-

schen Vision in Einklang zu bringen, die für die Umwandlung der Romanik in die Gotik im Grunde genommen verantwortlich ist *.

* I.) Wie alle bedeutenden Leistungen des menschlichen Geistes sind auch die großen Kunstwerke Produkt eines dialektischen Prozesses. Gäbe es die Pola-

rität nicht, gäbe es auch keine Entwicklung, weil nur Widerspruch als Polarität der Entwicklungsspannungszustand entsteht. Im Lebenswiderstand liegt die Quelle und Triebkraft aller Entwicklung und dieser ist  komplementär lebens-

zugehörig  Ein grosses Kunstwerk entsteht aus dieser Wechselwirkung. Es

ist im wesentlichen Kritik an seinem Vorbildes und seiner Quelle. Je be-

deutender der Künstler umso, ausgesprochener werden in seinem Werk zerstörerische Tendenzen  gegenüber dem Einfluss hervortreten, an dem es

sich entzündet hat.


II.) Siehe auch Entwicklungs-Individualisierungs-Lebens-Widerspruch

> Dieser Baustil wurde innerhalb von hundert Jahren zu einer

Erfolgsgeschichte für viele weitere gotische Kathedralen. Das architektonische Konzept der Gotik ist es, Kreuzrippengewölbe, Spitzbogen, Pfeiler, und Strebewerk so miteinander zu verbin-

den, dass eine Baukonstruktion entsteht, die ohne massive Stützwände funktioniert. Vereinfacht gesagt dient das gotische Kreuzrippengewölbe dazu, den seitlichen Druck in senkrechten

Druck umzuwandeln. Auch die filigrane Architektur ist so typisch

für die gotischen Kathedralen. Praktisch ist jedes Element des Bau-

körpers tragend und stabilisierend. Die Aussenstützen sind kein Zierwerk, sondern gehören elementar zur Stützung der Gesamt-

konstruktion. Durch das seitliche Stützwerk ist es möglich, den so genannten Gewölbe(druck)schub, nicht mehr alleine von den massiven Säulen und Wänden aufzufangen, sondern die Gewölbe-

schubkräfte über das Pfeilersystem auf die steineren Aussenstreben abzuleiten. Die steinernen Gewölbe, Streben, Pfeiler und Pfeiler-

bündel sind wie ein Strukturwerk der Kräfte, welche das Dachge-

wölbe tragen. Überall wirkt das Gesetz der Auflösung. Im Vor-

gängerbaustil der Romanik waren es noch die massiven, mächtigen Mauern, welche die Stützlast übernahmen. Wer keine Mauern be-

nötigt, hat Platz für grosse Fenster. Es ist das neue tektonische Verhältnis zwischen Funktion, Form, Struktur und der Erscheinung

als auch die besondere Bedeutung des Lichtes mit einem eigenen Architektursystem, Bauvokabular und einer Reihe neuer Architek-

turelemente wie:


 - dem Strebesystem als die steineren Kraftlinien der Gotik  als Be- tonung der Vertikalen als Emporgipfelung (des hinauf  zu Gott) und himmelwärts strebend.


- der Spitzbogen mit seiner Offenheit und besseren Schubableitung im Gegensatz der Geschlossenheit und Ruhe des romanischen Rundbogens.


- die Entschwerung der Mauermassen durch Auflösung des  Mauer-

werks in Fenster und Pfeiler als Voraussetzung für  den Illusionis-

mus des schwerelosen Raumes, wo die Wuchtigkeit der Kathedrale gebändigt wird.


- die Raumvereinheitlichung statt Raumaddition.


- das Kreuzrippengewölbe statt Maßwerk und andere Zierele-

 mente.  


- Bündelpfeiler und Kapitelle statt antikische Säulen und rundbo-

 gige Arkaden.


- filigrane, schwerelose Skelettbauweise und große Zierfreude statt massive, voluminöse und wuchtige Bauweise.


- dreigeschossige Hochschiffwand (Arkade, Triforium, Obergaden), Gaden/ Lichtgaden/Obergaden (Fensterzone im erhöhten Mittelschiff einer Basilika oder Chorumgang)


- Fenstermalerei statt Freskomalerei.


- Zwei- und Einturmfassade.

- Gewändefiguren, Ziergiebel (Wimperg) und mit Tabernakeln verzierte Strebepfeiler schmücken die Fassaden.

   

- ein zentrales Zierelement der Gotik ist das Maßwerk. Es ist ein für die Gotik  typisches Bauornament, das aus geometrischen Formen heraus entwickelt wird. Neben Maßwerkfenstern mit Spitzbogen

sind diese Muster auch in den kreisrunden Rosettenfenstern wieder zu finden. Das Blendmasswerk ist eine der Mauer vorgegebene Verkleidung mit Masswerkdekorationen. Im Gegensatz dazu be-

zeichnet man frei vor der Wand stehende Masswerkdekorationen

als Schleiermasswerk.


- weitere gotische Architekturelemente sind das Tympanon (Bogen-

feld über dem Portal),der Schlussstein (Stein im Scheitel eines Bo-

gens oder im Knotenpunkt der Rippen), Arma Christi (Leidens-

werkzeuge sowie zeichenhafte Motive für Ereignisse im Rahmen

der Passion Christi) und der Kreuzgang (viereckiger, von Arkaden-

gängen geschlossener Hof, der an der Kirche angebaut ist. Kreuz-

gänge befinden sich sowohl bei Stifts-, und Dom- als auch bei Klosterkirchen).


- Der gotische Baustil ist die Überwindung der Romanik mit über

250 Jahre Experimentierfreude und kühnen Irrtumsbauten (Auf-

lösung der Wandflächen, Spiel mit Kräften, Schwerelosigkeit

und wenig Körperlichkeit statt Steinschwere, Raum des Lichtes

statt Dämmerlicht, Höher-und Auflösungsdrang statt Verfesti-

gung, Strebe system statt Wucht und Expressivität der Mauer-

massen, verräumlichte Freiarchitektur etc.) *


*I.) 1284 kam es in der Kathedrale von Beauvais zur Katastrophe, als sich der Konstruktionsentwurf als zu wagemutig erwies und ein Teil des Gewölbes einstürzte. Der Bau war keinesfalls vollständig zusammengebrochen; aber der Wiederaufbau sollte Jahrzehnte, länger als der ursprüngliche erste Bau des Chores, dauern. Am 30. April 1573, an dem Christi Himmelfahrt gefeiert wurde, kam es kurz nach Verlassen der Kirche durch die Prozession zur zweiten Katastrophe von Beauvais. Die Stützpfeiler des Vierungsturmes konnten dem Druck nicht mehr standhalten und zerbarsten, der Turm sackte in sich zu-

sammen, wobei zusätzlich große Schäden an Chor und Querschiff entstanden. In den nächsten fünf Jahren wurden die Trümmer sowie die Schäden an Chor und Querhaus beseitigt. Das Vierungsgewölbe wurde wieder instand gesetzt und mit einem Dach geschlossen, die Kathedrale nach Westen mit einer provisorischen Wand abgeschlossen. Damit waren die Geldmittel für den Langhausbau aufgebraucht, die Kathedrale blieb unvollendet.


II.) Das Romanische und gotische Materialismusprinzip ist das dialektische Lebensprinzip schlechthin.


III.) Bei einer innerlich begründeten Einteilung müssen Stilperiode und Geschichtsepoche zusammenfallen, denn der Stil ist immer Ausdruck

des Lebensgefühls einer Zeit und ein neuer Stil beweist das Vorhandensein eines neuen anderen Lebensgefühls. Stets vollzieht sich der Übergang von einem Stil zum anderen allmählich, weil bei einem ganzen Volke eine neue Gedankenrichtung sich nur mit der Zeit durchsetzen kann. Ein Stil entwickelt sich aus dem anderen, entweder in gleicher Richtung, sich steigend oder als Reaktion ins Gegensätzliche. Ruhe und Bewegung wechseln wie Aufstieg und Niedergang *.


* Aus " Geist und Antlitz der Gotik" , Wihelm Müseler


IV.) Obwohl der Besucher so einsam in dieser grossen Halle steht, wird er das Gefühl haben, nicht alleine zu sein. Gleichsam sprechende Mauern umfangen ihn, die Kathedrale betrachtet ihn wie ein Lebewesen, die Formen klingen und sprechen.


V.) Siehe auch den Gliederungspunkt die Gegenüberstellung " Romanischer-Gotischer Baustil " in Entwicklungsgotik 8


- Der dynamische Baustil ist so vorherrschend, kein ruhender Bau

und alles ist in Bewegung, dass alles andere nur als Mittel zu die-

sem Zweck erscheint d.h., alles in der Welt nur Zeichen ist und dient, um Gott näher zu kommen und das Zweckmässige sich zur Monu-

mentalität steigert. Die Ruhe ist voller Spannung, weil Ruhe und Frieden ist aller Unruhebewegung Suchziel ist. Die Wirkeinheit geht über das Wirken zur ruhenden Einheit, in der kein Wirken und werden mehr ist*.


* I.) " Jegliche Kreatur ist Gottes voll und ist ein aufgeschlagenes Buch und

wer darin recht zu lesen weiss, der braucht keine Predigt mehr "oder " Jeg-

liche Kreatur ist Gottes voll. Das Viele ist nur da, um zu dem Einen (Gott) zu gelangen " *.


* Siehe auch Meister Eckhart


II.) Wie bei allem Geschichtlichen handelt es sich bei der gotischen Architektur nicht um ein zu einem bestimmten Zeitpunkt plötzliches, neues Baustilereignis und um unvermitteltes, spontanes Dasein, sondern um einen fliessenden Prozess, der weder beginnt noch endet, sondern ineinander übergeht.


III.) Die Auflösung und Vergeistigung des Mauerwerks, um den Genius der christlichen Religion in neuer architektonischen Form zu vermitteln, wird

durch moderne Quantentheorie bestätigt. Es ist die quantentheoretische Tatsache, dass es ohne (Entwicklungs)-Geist-Transzendierungs-Bewusst-

sein keine Materie gibt, alle Dinge nur in Beziehung zum Bewusstsein existie-

ren und dieses-Bewusstsein sich materialisiert und zur Realität wird. Nicht

die sichtbare Materie, sondern der Geist ist das Wirkliche. Alle Materie ist

nichts anderes als verkörperte Lebenskraft, dass in geistige Lebenskraft

wieder verwandelt werden kann. Alles Materielle auf der Erde ist nichts ande-

res als verdichtete, materialisierte, geistige Schwingung. Vereinfacht gesagt

ist die Naturwissenschaft nicht materialistisch, sondern gehört der Sphäre

des Geistes an. Primär existiert die Materie gar nicht, sondern nur das Ver-

bindende ohne materielle Grundlage, was wir Bewusstsein nennen können, obwohl ein naturwissenschaftliches Verständnis von Bewusstsein nicht

vorliegt und auch bei den klassischen, materialistischen Naturwissenschaf-

ten kein Platz für Bewusstsein ist. Die Materie ist letztendlich nicht aus grob-

stofflicher Materie zusammengesetzt und auf einen Urstoff begründet, son-

dern die feinstofflichen Strukturen des Entwicklungs-Geist-Transzendie-

rungs-Lebens sind die eigentliche Wirklichkeit und beruhen auf immateri-

ellen Beziehungen der Information.   


IV.) Das Atom ist kein toter, lebloser Baustein, auf dem sich das Gebäude des Materialismus und Mechanismus errichten lässt, in dem der Rationalismus 

und Intellektualismus geborgen und gesichert sind, sondern das Atom ist

ein lebendiger Mikrokosmos der wie  in Subjekt verschieden reagieren kann. Die Grundlage, auf der ich die klassische Physik aufbaut, aus Massepunkten bestehende materielle Welt, ist in die Auflösung geraten. Die neue auf Licht

und Materiewellen begründete Quantenphysik, die mit Unschärfebeziehun-

gen, Unbestimmtheiten, Ungenauigkeit und Wahrscheinlichkeiten rechnet, führt wieder so in die rätselhafte Welt, in der das Kausalgesetz zu mit seinem Determinismus versagt und der Zufall, Bewusstsein und Freiheit wieder eine Rolle zu spielen beginnt.


V.) Karl Scheffler, deutscher Kunstkritiker und Publizist beschreibt so meis-

terhaft das architektonische Erlebnisgefühl einer gotischen Kathedrale in Anlehnung wie folgt: " Der Raum wurde überhöht, seine natürlichen Mau-

erngrenzen wurden gesprengt, ein System von Pfeilern wuchs, voll eines dröhnenden Rhythmusses, teils in die Höhe, das Licht selbst wurde roman-

tisiert, indem man es durch farbige Fenster leitete und in allen Teilen des

Doms, der ein Gesamtkunstwerk der Architektur, der Plastik und Malerei war, begann ein Spiel mit der Konstruktion, mit dem Zweckhaften, bis alles Ma-

terielle schließlich im Transzendenten verlor. Die Baugewinnung ist ganz auf Lichtwirkungen und Entmaterialisierung bedacht. Es überwiegt eine träu-

mende  Bauscheinphantasie und die erzeugte Stimmungslust selbst wird zum Element der Architektur. Von einem subjektiven Willen durchbildet, dadurch kommt erst in jede Form ein eigensinnig, genialisches Eigenleben. Nicht die Wiederkehr des Gleichen ist das Prinzip der gotischen Bauweise, sondern

die Abwandlung eines Formenprinzips durch viele Möglichkeiten, nicht Regelmässigkeit wird erstrebt, sondern Mächtigkeit, Originalität, Indi-

vidualität, Freiheit und Fülle. Die Konstruktion im gotischen ist zugleich die Formwerdung, die das Objekt vernichtet, um es zu schaffen, weil immer nur

das eine durch das andere gefunden wird.


VI.) In der Kunstgeschichte z.B. wechseln die griechischen und die go-

tischen Formenwelten mit einander ab, sie bestimmen und beein-

flussen einander, durchdringen sich bis zu gewissen Grade und wirken

im  ewigen Wechselspiel gegeneinander. Jede Form ist Kunstsinne eine

Ausprägungskraft, die einer seelischen Kraft entspricht.


VII.) Die Details der Formensprache der Gotik lassen sich am besten ver-

deutlichen durch die direkten nachstehenden Vergleichskontraste zum griechischen Baustil. Beide Formen stehen sich so unterschiedlich gegen-

über wie Mann und Frau. Der griechische Geist betont die Durchbildung

einer (repräsentativen) ausgefeilten Form und es dominiert das Klare, Endgültige und alle Lebensschwere scheint gebändigt (Formfestset-

zung), während der gotische Geist die symbolische Idee betont und es dominiert das Unklare, Werdende und alle Lebensschwere ist verneint (transzendiert). Der griechische Stil reiht gleiche Formen aneinander,

will die Wiederholung derselben Form, die Wiederkehr des Gleichen

und es überwiegt die Regel, die Gesetzmässigkeit das Allgemeingültige,

der Kanon die Tradition, das Wissen und die Praxiserfahrung und kann

bequem übernommen werden, um die Wirkungen und die überliefer-

baren, messbaren und erprobten Verhältnisse zu erreichen. Die Bauaus-

führung dieser bedarf " nur " geschickter und sorgfältiger Steinmetze und sklavischer Arbeiter. Beim gotischen Stil, wo die Einzigartigkeit, Indivi-

dualität, Intuition, Spontanität alles und das Neue durch Transzendierung

des Alten die Regel ist und das gotische Verbesserungs-Bau-Lernprinzip

im Mittelpunkt steht, wohnt keine Allgemeingültigkeit inne. Jedes einzel-

ne Bauglied erfordert ein dekoratives Eigenleben und um einen gotischen

Turm wirkungsvoll zu türmen bedarf schöpferischer, kühner Persönlich-

keiten und grosser Baumeister. Es beweist auch, das der Geist der Gotik unendlich verwandlungsfähig ist  und dass er immer in neue Formen zu schlüpfen vermag, doch stets sich selbst bleibt, immer und überall bildend am Werk sein wird, wo der Willenimpuls einer Zeit, eines Volks oder eines schöpferischen Individuums sich unmittelbar in Kunstformen verwandelt *.


*1.) Siehe auch " Das gotische Lernprinzip ist die ständige Verbesserung des Besten als das Neuartige zur Differenz zum Alten als ein Optimierungslernen

als das individuell Bessere. Besser geht immer, weil eine bessere Idee die vorübergehende durch Kritik immer überwinden will " Die Kathedrale

bleibt eine ewige Baustelle, immer im Werden und wird nie vollendet wer-

den. Es ist jene Kraft, die ständig ringt und darauf bedacht ist, das geschaf-

fene Werk zu einer höchst möglichen Vollendung zu führen. Nur so wurde

die Gotik zu dem alles überragenden Baustil und es konnte erst die Bau-

stilreinheit entstehen " im  Gliederungspunkt " Das gotische Lernprinzip als Bau(lebens)idee, welches alle bewegt " Nr. I+ Nr.II im  Gotischen Lern-

prinzip


2.) Erst im dreizehnten Jahrhundert begann man zu begreifen, dass es der

Geist des Baumeisters war, der die gotische Kathedrale prägte und nach

menschlichem Maß wurde hier übermenschliches geschaffen.  Was die Dom-

baumeister in Stein empor führten, das entspricht auf philosophisch-theolo-

gischer Ebene den nicht minder kühn errichteten Ideengebäude, gestützt

auf die Philosophie von Platon und Aristoteles, sowie auf die arabische Welt vermittelte Wissenschaft.


VIII.) Die Formen des griechischen Geistes vermitteln immer das Gefühl voll-

endender, meisterlicher Kunst, während dagegen alle Formen des gotischen Geistes von einer tiefsinnigen, volkstümlichen Empfindung getragen wer-

den. Wo feste Konventionen herrschen, will der andere die Konventionen durchbrechen und sich ausserhalb von diesen bewegen. Der griechische

Geist steht für eine lebensabstrakte, persönliche aber abgeschlossene Kul-

tur der Ruhe, der Zufriedenheit, des Glückes und des Lebenssinnes, während der gotische Geist für eine lebensnahe, überpersönliche, offene Individual-

kulturentwicklung der Unruhe, der Unzufriedenheit, der inneren Suchzerris-

senheit und des Unglücklichseins.


IX.) Der griechische Baustil ist symmetrisch rhythmisch mit einer begrenzten Anzahl von Möglichkeiten und ca. 50 Flächen. Der gotische Baustil ist asy-

metrisch und unrhythmisch mit einer unbegrenzten Anzahl von Möglichkeiten und ca. 1000 Flächen. Hier spricht das mathematische Maß des Raumes und

der Grundriss ist orientierend begrenzt (Physik) und dort ist der Grundriss überorientierend und weist über sich hinaus (Metaphysik). Die griechische Form ist reliefartig, die gotische Form ist kubisch. Beim griechischen Geist werden Zeit und Raum exakt begriffen und sind feststehend. Beim gotischen Geist herrscht Zeitlosigkeit vor und der Raum scheint unaufhörlich in Be-

wegung zu sein. Die griechische Raumauffassung beruhigt und erschafft auf allen Stufen Formen der Ruhe, der zufriedenen Sinnlichkeit und des Glück.

Die gotische Raumauffassung beunruhigt und schafft auf allen Stufen Formen,

Unruhe, Zweifel und Unglücklich sein. Der griechische Baustil ist wollend,

mehr ästhetisch geniessend und dient dem kulturellen Wohlgefallen. Der gotische Baustil lässt geschehen, ist mehr sittlich und dient einer reizbaren Idee. Was beim griechischen Baustil der Saal, ist beim gotischen Baustil die Halle.


X.) Das griechische Kunstwerk besteht aus geistreich verbundenen Teilen.

Bei dem Ersten ergibt die Summe der verbundenen Teile ein mathematisch, trennbares  Sinnganzes. Das gotische ist immer ein einziges, untrennbares Ganzes und die Summe der verbundenen Einzelteile ergibt ein universelles, unzertrennbares Sinnganzes Gebilde des reinen Wohllautes und Verkörpe-

rung eines mehr durchgebildeten Stilpinzipes einzelner schöpferischer Baumeisterindividuen. Beim griechischen Baustil überwiegt das Allgemeine

als die Beziehung zu allem, während beim gotischen Baustil das Individu-

elle überwiegt als die Beziehung zu sich selbst und im Mittelpunkt steht.

Der griechische Baustil wähnt sich endgültig und kann deshalb bequem übernommen werden, die gotische Formenwelt ist individualgültig und weil

einzigartig, nicht nachzuahmen. Die erstere Formenauffassung fliesst aus

der freien Vernunft und das Formenverständnis entspringt aus einem okku-

pierten Gefühl. Im griechischen wird die Schwere gebändigt (Formfestset-

zung) im gotischen verneint (Formtranzendierung).


XI.) Benutzt man einmal die die Terminologie des Philosophen Nietzsches,

um die Gegensätze zu bezeichnen, so könne man die Welt des dionysischen Geistes, die griechische Welt und des apollinarischen Geist geschaffen, die gotische Welt nennen.

XII.) Der gotische Geist ist viel mehr als nur ein Anreger und Wiedererwecker. Er stellt eigentlich das zeugende Prinzip als der männliche Teil der Kunst dar. Alles männliche ist und bleibt im Wesen barbarisch, muss es schon sein um seiner Aktivität willen. Völker, welche die Bestimmung haben sich zu kultivieren und endlich die Schönheit gebären, sind im wesentlichen weibliche Völker.


XIII.) Ursprünglich war die Kunst formenschöpferisch, mit deren Hilfe

Gott angebetet wurde. Und diese Formen waren wie von selbst gotischer

Natur, weil sie aus der Sehnsucht und dem Leiden der Kreatur geboren wurde.

XIV.) Es ist von der gotischen Kathedrale, deren Wirkungsweise innen zu

finden ist und von innen heraus erfolgt zum Entwicklungsmenschen, dessen Wirkungsweise im Inneren zu finden ist und von innen heraus erfolgt. Nicht

der Mensch macht Entwicklung, sondern die Entwicklung macht den Men-

schen.

XV.) Der männliche, gotische Geist wirkt, überall wo er sich manifestiert,

befruchtend, re- und evolutionierend als Aufbruchsgeist, aber er muss

die Synthese und das Glück dem weiblichen, griechischen Harmonisie-

rungsgeist überlassen * .


*  Textabschnitte Von Nr. V bis Nr. XV In inhaltlicher Textanlehnung an Karl Scheffler, deutscher Kunsthistoriker und Publizist.

XVI.) " Wer die Geometrie (der Kathedrale) begreift, vermag in dieser

Welt alles zu verstehen " * 


* Galileo Galilei war ein italienischer Universalgelehrter. Er war Philosoph, Mathematiker, Ingenieur, Physiker und Astronom.


> Die mittelalterliche Kathedrale ist die  materielle Realitätsabbil -

dung der theologischen christlichen Philosophie. Die Gotik wurzelt weitgehend in der religiösen Erfahrung und war eine Verbild-

lichung der christlichen Ideenwelt und bedient sich im großen Umfang der Symbolik und Allegorie als verschleierte Sprache und Urbilder als die tiefsten Empfindungen der abendländischen

Seele. Die Architektur wird zum Stein gewordenen Sinn, welche

die Realitäts- und Wirklichkeitsebenen von Immanenz und Trans-

zendenz abbildet und zu einem in Stein gehauenen Gottesgefühl

und durch die Architekturelemente und Buntglasfenster zu einer Bibel werden. Die Mehrzahl der Menschen im Mittelalter konnten nicht lesen und schreiben. Die dingliche Welt war überhaupt für

sie nur als Symbol wirklich und der Bildsinn wurde durch die Symbolik in die mittelalterliche Sprache übertragen. Die Symbole waren Erkennungszeichen,mit denen religiöse Vorstellungsbilder

 und heilige Botschaften ausgelöst wurden. Alle Stilmittel wie Buntglasfenster, bildhauerische Verkörperungen, Arabesken, Bild-

säulen, Architekturelemente, Bildtheologie, Ornamentik etc. hat-

ten eine heilspädagogische Aufgabe, Symbolik und religiösen Sinn (im Durchschnitt umfasste das Figurenprogramm als steingehau-

ene, mystische Seelen einer grossen, gotischen Kathedrale ca. 2000 Plastiken, Portalskulpturen und Archivoltenfiguren. Jede Kathe-

drale galt ein Abbild des himmlischen Jerusalems (12 Türen, 7 Ka-

pellen, 3 Eingänge etc.). " Sie war das Zelt, wo Gott vereint mit

den Menschen wohnt ". Der Grundriss der gotischen Kathedrale ist das lateinische Kreuz.


>  Der Baumeister Villard de Honnecourt vergleicht den menschli-

chen Körper als Kreuzform mit dem Kreuzgrundriss der gotischen Kathedrale. Das Langhaus ist der Leib, die Querschiffe sind die Arme, das Herz ist der Altar und der Kopf als Sitz des Geistes ist das Chor. Christus ist als tragender Pfeiler und als Säule symbolisiert und auch die Säulen und Pfeiler entsprechen den Aposteln und Propheten, welche den christlichen Glauben tragen. Die Portalskulpturen symbolisieren die christlichen Gebote wie z.B. " die Tugenden Gut und Böse “, welche als Plastiken paarweise gegenüber stehen.

Der Mensch wird beschützt von den Engeln, Propheten und Hei-

ligen, die als Skulpturen an Säulen, Aussenwänden und besonders zahlreich an der Westfassade einer gotischen Kathedrale ange-

bracht sind. Die kosmologischen, sonnenbildhaften Radfenster symbolisieren Christus als " lux mundi und lux vitae " und die Bleifarbglasfenster sind Bildträger theologischer Heilsprogram-

me. Der Haupteingang einer gotischen Kathedrale mit seinen Re-

liefen erzählt steingemeißelte Szenen aus der Heilsgeschichte. In

der westlichen Portalanlage wurde oft " das Jüngste Gericht " abge-

bildet ;im Zentrum thronte Christus als göttlicher Richter umgeben von den Aposteln und den Engeln. Die Ausrichtung der gotischen Kathedrale nach Osten zeigt, von wo die Erlösung erwartet wurde

(ex oriente lux). Die westliche Himmelsrichtung steht für Sonnen-

untergang  als Symbol für das Sterben. Das Eingangsportal an der Westfassade wurde als Tor des Himmels " porta coeli “ verstanden

in Anlehnung an Christus ist die Tür zum Heil und der hohe Münster turm, welcher den Himmel berührt, steht für die Nähe zu Gott und

die Lebensblickrichtung als " Finger Gottes " nach oben *.

* I.) Allegorisch und symbolisch steht das Denkmal für Erinnerung, die Glocke für den Ruf, der Grabstein oder Epitaph für das memento mori, die Krypta für das Geheimnis und der Reliquienschrein für das Wunder.

II.) Das Jüngste Gericht (auch Endgericht, Jüngster Tag, Nacht ohne Morgen, letztes Gericht, Gottes Gericht oder Weltgericht) stellt die auf antike bzw. alttestamentliche endzeitliche Vorstellungen zurückgehende Vorstellung der abrahamitischen Religionen von einem das Weltgeschehen abschließenden göttlichen Gericht dar. Es ist als Gericht aller Lebenden und Toten eng mit der Idee der Auferstehung verknüpft und muss vom individuellen Partikulargericht über die einzelne Seele unterschieden werden.


III.) Münsterturm oder Münsterturmpaar.

 

IV.) Siehe auch  " Der gotische Geist als religiöse Kraft ist immer die Vertikal-

richtung. Was er auch immer bewerkstelligt, es drängt ihn die Massen zu türmen, die Formen steil hinaus zu führen und sie nach oben zu zuspitzen.

Er denkt den steineren Babelgedanken des hoch hinaus * " als gotische, metaphorische Turmsymbolik in Entwicklungsgotik

 

* Karl Scheffler, deutscher Kunstkritiker und Publizist


V.) Siehe auch Geistige Entwicklungsstufen und Lernphasen


VI.) Die von dem Baumeister Erwin Steinbach entworfene z.B. Westfassade

des Straßburger Liebfrauenmünsters ist so überwältigend, dass man glaubt sich im Mittelpunkt der Christenheit zu finden. Die architektonische For-

menvielfalt der Westfassade gibt der ganzen Kathedrale eine unwidersteh-

liche Dynamik, welche Unruhe ausstrahlt und die ganze Stadt in Lauf hält.

Ganz Paris zählt nicht soviel wie die Kathedrale von Straßburg bemerkte

der französische Schriftsteller Honore des Balzac emphatisch beim Anblick dieser Kulturschöpfung. Eine gotische Kathedrale beweist gar nichts und

zieht trotzdem viele Millionen Besucher jedes Jahr in Bann. Das Straßbur-

ger Münster ist eine Welt für sich. Es geht im Kern um die Wahrheit des christlichen Lebenssystems und den Genius der christlichen Religion in architektonischer Kunstgestalt. Darin liegt ihre Grösse. Die deutsche Kunstgeschichte ist wieder und wieder zum Münster von Straßburg als das Hauptwerk der deutschen Gotik und als Symbol des Grossen, zu den Wur-

zeln der Kunstgeschichte und Höhepunkt europäischer Kunst als ihr Anfang zurückgekehrt, wo die irrationale, überschwengliche deutsche Gotik dieser Kathedrale jene Gestaltung gab, die nie mehr so kraftvoll und seeleneregend erreicht wurde.

 

VII.) Siehe auch Resümee  " Hommage und Dank an das Straßburger Münster und Meister Eckhart " in  Entwicklungsgotik

 

VIII.) Siehe auch " Die Zukunft des Straßburger Münsters und anderer

gotischen Kathedralen " in  Zukunft Straßburger Münster


IX.) Siehe auch Vom Bildungs-Kultur-Lernen zum Entwicklungs-Kultur-Lernen

 

                           1.3 Der Mensch der Gotik. 

  

> Das 12.und 13.Jahrhundert war geprägt von einem geistigen,

theologischen, politischen, wirtschaftlichen und technischen Aufbruch dramatischer Auseinandersetzung einer dynamischen

Zeit. Zwischen den Jahren  1214 und 1296 behinderte vor allem in Westeuropa kein grösserer Krieg die Weiterentwicklung der Ge-

sellschaft " Frankreichs Aufstiegs zur größten europäischen Macht durch ein zentralisierendes Königtum, der Aufstieg des städti-

schen Bürgertums und die Blüte der Scholastik haben ein neues Weltbild geprägt. In der gotischen Kathedrale spiegelte sich die mittelalterliche Glaubenswelt  und war der künstlerische Ort,

indem sich dieser Zeitgeist widerspiegelte. Eine Gesellschaft war

in Bewegung, im Vorwärtsdrang, auf der Sinnsuche und Neu-

orientierung. Nichts wurde in diesem Jahrhundert vollendet.

Alles war im Werden und die politische, religiöse und geistige

Leben wurde von den grössten Revolutionen seit der Völkerwan-

derung erschüttert. Es war ein Klima des geistigen Aufbruchs

grosser Kreativität, der Mönchsorden, der Gründung der ersten Universitäten und der romanischen und gotischen Kunst, welche

grosse, konstruktive Leistungen in der Architektur geschaffen hat

und es war besonders eine Zeit grosser, religiöser Begeisterung.

Es war die Zeit der Kreuzzüge als bewaffnete Pilgerfahrten zur Verteidigung geheiligter Stätten, wo Zehn- tausende sich auf den

Weg machten in das Heilige Land, um Jerusalem von den Musli-

men zu befreien. Die gotischen Kathedralen gelten als Meister-

werke der menschlichen Baukunst und waren ein steineres Kul-

tursignum der neuen gesellschaftlichen Ordnung. Sie gelten als Grossleistung einer mönchischen Askese und standen aber auch

der geistigen Kleinleistung der Hexenverbrennungen und Inquisi-

tion gegenüber. Mit sieben Jahren stand bei Kindern die endgül-

tige Entscheidung an, ob der Sohn einen kirchlichen oder welt-

lichen Weg einschlagen sollte. Der gotische Mensch ist mit den Elementen des Lebens ringender, suchender und auseinander-

setzender Mensch. Deshalb liegt seinem Ent wicklungscharakter

ein gewisse Unruhe. In dieser Zeit schlägt die Geburtsstunde der Gotik ohne Ankündigung. Wo der fromme Glaube sich seinen künstlerischen Ausdruck schuf, da wurde er des Grössten fähig *.


* I.) " Das Mittelalter ist die Zeit der grössten Leidenschaften " *


* Friedrich Nietzsche, Philologe


II.) Das einfache Volk im Mittelalter war beherrscht vom Aber- und Wunder-

glauben, lebte in der Welt der Magie und der Glaube an Teufel und  Dämonen war tagtäglich präsent. Die Gesellschaft war statisch und jeder blieb in der Gesellschaftsschicht, in die er hineingeboren wurde. Die Menschen wurden

im Durchschnitt nur 35 - 40 Jahre alt und das Überleben zwischen Armut, Krankheiten, Hungersnöten, Seuchen, Kindersterblichkeit, mangelnden hygienischen Verhältnissen, Kriege war die erste Lebenspriorität. Die Men-

schen litten an Unwissenheit durch den Bildungsmangel, Unfreiheiten durch viele Abhängigkeiten und wurden von der Kirche bevormundet (Kirche hatte das Bildungsmonopol) und lebten mit einem starken Sündenbewusstsein. Wer kein gläubiger Christ war, lebte in Gefahr. Es herrschte ein metaphysisches

und noch kein naturwissenschaftliches Weltbild vor. Die Geschichte des Mittelalters ist mit Blut geschrieben worden *.

* Nach einer Quelle erliegen im Jahre 1349 ca. 16 000 Einwohner der Stadt Straßburg der Pestseuche bei einer Gesamteinwohnerzahl von ca.20 000

Menschen.


>  Alle  Formen,  welche die Gotik hervorbrachten waren Formen des Leidens. Allen Köpfen der gotischen Bildhauer-und Schnitzerkunst bspw. ist eine tief ernste, fast düstere Stimmung gemeinsam, weil

die Menschen der Gotik von Unglücken und der Pest verfolgt waren. Sie hatten Sehnsucht nach einer besseren Welt im Jenseits. In ihrer Not und Verzweiflung suchten sie Trost und Hilfe bei den Heilmitteln

der Kirche. Nur so sind die asketische Vergeistigung und der fana-

tische Baurausch zu verstehen. Im Gotik-Geist schwebt die dunkle Seite der Dämonie des düsteren Mittelalters mit*.


 *I.) Alles Wissen kommt aus Leiden. Erst der grosse Schmerz ist der letzte Be-

freier des Geistes. Er allein zwingt uns in unsere letzte Tiefe zu steigen. Wer auf sein Leid  tritt, tritt höher. Er steht fortan über seinem persönlichen Leben und über seinem Leiden. Bewusstsein begründet sich auf Leiden und alle höheren Bewusstseinbegriffe sind steigendes Leiden. Je mehr der Mensch leidet, umso seliger erkennt er den Sinn und die  Notwendigkeit des Weltleidens.


II.) Im Leiden liegt der grösste Segen. Du irrst wenn, du etwas anders suchst

als Drangsal. Es ist die letzte Tiefe, um daraus alles zu begründen und zu gestalten. Ohne Leiden kann der Mensch nicht zum Heile gelangen. Nur über Armut, Entbehrung und Leiden ging bisher der Weg aller Religionen ins gött-

liche. Erst das Leiden hat der Menschheit das Gefühl der Religion, den Gedanken eines Gottes erschaffen. Nur über Armut, Entbehrung und Leiden ging bisher der Weg aller Religionen ins Göttliche. Erst das Leiden hat der Menschheit das Gefühl der Religion, den Gedanken eines Gottes erschaffen. Mystische Erfahrung ist ohne den Durchgang von Leiden nicht zu erreichen.

III.)  Nach dem  Philosophen Friedrich Nietzsche wirkt veredelnd  nur jeder   Schmerz, den zu überwinden, wir  Kraft besitzen. Es war für ihn nicht der  Tribut, den man  zahlen muss um das  Tor der ewigen Seeligkeit zu öff-

nen. Der Schmerz war für ihn eine Macht, mit diesem man sich furchtlos mit allen möglichen Therapien auseinandersetzen muss, um ihn zu überwinden. Leiden war  für  ihn eine  Schule der Weisheit. Wer viel gelitten hat, weiss

mehr als die Weisesten wissen können. Seinem Siechtum verdankte er mehr

als seiner Gesundheit. Alle seine Krankheiten waren Stimulanz zum mehr erleben und entdeckte das Leben gleichsam neu. Es ist das " amor fati ", das Notwendige  nicht nur zu ertragen, sondern auch zu lieben. Je mehr ein

Mensch zukunftsbestimmt ist, je  grösser sein Leiden, weil die gestalteri-

schen Kräfte sich abstossen.


IV.) Es ist in der Geschichte des Menschengeschlechts  niemals so gewesen,

dass der Geist an der Spitze einer diesseitigen Hierarchie d.h., also im Besitz

der Macht  befand. Er wurde erst einmal nie anerkannt, ist immer verfolgt, gesteinigt, in den Kerker geworfen und hingerichtet worden. Sein Stigma war Machtlosigkeit und das Leid. Alles Bewusstsein gründet sich im Leiden schreibt der Philosoph Max Scheler und alle höheren Stufen des Bewusstseins liegen

im steigenden Leiden. Der Geist ist immmer umso grösser gewesen, je macht-

loser er war; die Macht umso stärker, je geistloser sie war. Das ist das Gesetz, welches die polare Spannung zwischen Geist und Macht beherrscht.

 

V.) " Ohne Leiden bildet  sich kein Charakter  "*.

 

* Freiherr von Feuchtersleben

 

VI.) " Zur Zeit der Gotik wird die soziale, politische und wirtschaftliche Ord-

nung von diesem Feudalsystem bestimmt und der Mensch war einer kleinen Oberschicht unterworfen. Der als Lehensmann Bezeichnete bekommt vom Lehnsherrn, König, Reichsfürst oder Adel für bestimmte Leistungen im Krieg

ein Stück Land und die auf diesem wohnenden Menschen " geliehen ". Als Gegenleistung verlangt der Lehnsherr vom Lehnsmann vor allem Kriegs-

dienste und Treue. Dieses Verhältnis wird zunächst mit dem Tod des Lehns-

mannes beendet, später kann dieses aber weiter vererbt werden, so dass

eine neue Gesellschaftsklasse mit Landbesitz aufsteigt und einen sicheren

Platz im Feudalsystem einnimmt. Die Städte stehen nun für Freiheit und Fortschritt, wo nun leibeigene Bauern die Steuern und Schutzgelder an

Kirche, Lehnsmann bzw. Lehnsherrn abgeben müssen und als Handwerker arbeiten können. Die Stadt macht den Menschen frei. Eine soziale Um-

schichtung der Gesellschaft setzt nun ein und das Feudalsystem wird von

einem jungen, machtbewussten Bürgertum abgelöst, welches einen großen Anteil einerseits an der Verwaltung sowie der Finanzierung besitzt und auf

der anderen Seite an der Entstehung einer neuen Kunstrichtung sowie Skulpturen und Malerei, aber auch am Bau der Kathedrale beteiligt ist " *.

* Dieser Textabschnitt wurde übernommen aus: " Die gotische Kathedrale

in kunsthistorischer und theologischer Sicht ", Autor Felix Eder, eBook

> Der Handel gab ein neues Selbstbewusstsein und mit der Gotik setzte eine Phase allgemeiner Innovation und Umstrukturierung 

im  Wirtschaftsleben des Landes ein. Der Bau einer Kathedrale war wie ein Wirtschaftsförderungsprogramm und gab vielen Arbeit

und sicherte ihr Überleben. Alleine zwischen den Jahren 1180-1270, eine Zeit wirtschaftlicher Blüte sind z.B. in der Stadt  Köln 28 Kir-

chen gebaut worden. Der Bau der Kathedrale und ihre mächtige Grösse wurden im Laufe ihrer Bauentwicklung zum weltlichen und geistigen Machtdemonstrationsymbol und Zeichen des Selbstbe-

wusstseins der Stadt. Erst in der Gotik begann die Stadt ein archi-

tektonisches Ganzes zu werden. In der Zeit der Gotik verlagerte

sich das geistige Zentrum vom Land in die Stadt. Das wichtigste Bauwerk war nicht mehr die Abtei, sondern die Kathedrale. Mit

der Kathedrale hatte sich das Mittelalter sein eigenes Weltbild geschaffen *.


* I.) Das mittelalterliche Leben war vollkommen durchwirkt von religiösen  Triebkräften, dass auch die gesamte Wirtschaftstruktur von ihnen abhängig  war und das überwiegend statische, mittelalterliche Wirtschaftsleben durch den Kathedralenbau die nötigen Wachstumsimpulse erhielt. Der Bau einer gotischen Kathedrale galt auch als eine Zukunftsinvestition. Früher waren

es die religiös motivierten Pilgerströme, welche Gewerbetreibenden und

dem Handel Arbeit und Brot gab und die Kirchenkassen füllten. Heute sind

es die kulturell motivierten Touristenströme, welche die städtische Wirtschaft ankurbeln.


II.) Der mittelalterliche Mensch kannte nur Rasse, Volk, Familie, Zuge-

hörigkeit etc. und das geistige Individuum entwickelte sich erst in der Renaissance.


III.) Siehe auch " Die Zukunft des Straßburger Münsters und anderer gotischen Kathedralen " in Zukunft Strassburger Muenster


IV.) Äusse­re Vor­aus­set­zung für die­se ge­wal­ti­gen Bau­ten wa­ren sta­bi­le po­li-

ti­sche und wirt­schaft­li­che Ver­hält­nis­se. Ge­nau dies traf auf Frankreich seit

der zwei­ten Hälf­te des 12. Jahr­hun­derts zu.

  

> Die gotische Kathedrale galt als die Summe mittelalterlicher

Weltanschauung und Lebensgrundempfindung und der Bau der gotischen Bauweise war nur möglich, weil  so gedacht, gefühlt

und in lebendiger Gotteinheit und Verbundenheit und jeder

kirchliche Feiertag emphatisch gelebt wurde. Deshalb wurde

das gotische Bauwerk verstärkt als Einheit verstanden, in dem

jedes Einzelteil vom Ganzen abhängig ist. Die Gotik spiegelt das religiöse Lebensgefühl der Epoche wieder mit einem starken Sündenbewusstsein, wo die christliche Gesellschaft unter der Autorität der Religion stand. Die Verankerung des Lebens im überirdischen Dasein der Transzendenz des Jenseits war für den mittelalterlichen Menschen Lebensnormalität. Das christliche Mittelalter sah sich selbst nicht als rückständig an, sondern ver-

stand sich heilsgeschichtlich als eine im Glauben den voran ge-

gangen Zeitperioden fortschrittliches und überlegenes, christ-

liches Zeitalter. Es war die Volksfrömmigkeit, die religiöse Be-

geisterung, die mittelalterliche Glaubenswelt und "der Wunsch

nach Schau" was alle einte, welche mit dem Kathedralenbau die Sichtbarkeit des Religiösen und das besondere Verhältnis zu Gott symbolisierten. Alle Menschen haben irgendwie Anteil an den Wunderbauten der mittelalterlichen Gotik, aber sie blieben alle

auch anonym *.


* I.) Der Zwiespalt zwischen dem Gebot christlicher Vervollkommnung und

dem natürlichen Menschen wird immer bleiben und kann nicht ausgeglichen werden. Ständig sah sich der Mensch des Mittelalters gezwungen sich so zu sagen zwischen " Himmel und Erde " zu entscheiden.


II.) Von der Diesseitsverneinung im Mittelalter zur heutigen Jenseitsbebe-

jahung, weil das Diesseits als Mittel zum Zweck für ein besseres Jenseits dient*.


* Siehe auch "Das Leben ist unsterblich und nicht tot zu kriegen" in 

Das Leben ist unsterblich


III.) Das Jenseits als die Summe verschiedener Jenseitsebenen ist eine Welt

der Gedanken in einem nicht physischen Universum, wo sich unsere Vorstel-

lungen und Sichtweisen direkt manifestieren. Es gibt keine körperlichen Beschränkungen mehr und das Bewusstsein erweitert sich in nie gekannter Weise. Das Jenseits ist die allumfassende Wirklichkeit und das viel Grössere, worin das Diesseits eingebettet ist. Insofern ist auch unser gegenwärtiges Leben bereits vom Jenseits umfangen. Jeder Kulturträger will auf etwas (jenseitiges) hinweisen und die Sehnsucht nach oben wachzurufen, was den Menschen übersteigt, was man noch nicht ist und als Menschenaufgabe verwirklicht werden soll*.


* Transzendenz (von lat. transcendere „übersteigen“) bedeutet Überschreitung und wird unter anderem auf Gegenstände bezogen, welche die empirische Erfahrbarkeit überschreiten oder nicht durch bestimmte Darstellungsweisen repräsentierbar sind. Für viele Verwendungen ist Immanenz ein Gegenbegriff, umgangssprachlich Jenseits ein Synonym und der Gegenbegriff das Diesseits.


IV.) Das Jenseits ist das andere geschaute Diesseits. Es ist ein Skandal, dass über die wichtige Frage der Menschheit, über die Unsterblichkeit noch immer tiefe Unwissenheit herrscht*.


* Carl du Prel, dt. Pionier der Parapsychologie


V.) Das " Nirwana " ist kein transzendentes Reich, sondern die Forderungen einer jeden  Religion " Strebet also ohne Unterlass " dass kann man nur im Leben und damit ist das Entwicklungslernen gemeint. Immer mehr die Welt

zu transzendieren und Verbesserungen von menschlichen Tugenden, gibt

es schon zu Lebzeiten. So betrachtet wäre die Beschäftigung mit einer Jenseitsreligion reine Zeitverschwendung.


VI.) Der Schweitzer Psychiater C.G. Jung schrieb in den dreissiger Jahren des letzten Jahrhunderts: Jeder krankt in letzter Linie daran dass er das verloren hat, was lebendige Religion ihren Gläubigen zu allen Zeiten gegeben hat und keiner ist wirklich geheilt, der seine religiöse Einstellung nicht wieder ereicht, was mit Konfession oder Zugehörigkeit zu einer Kirche nichts zu tun hat.


VII.) Siehe auch den Gliederungspunkt " Vom statischen, äusseren und entwicklungslosen zum dynamischen, inneren Entwicklungs-, Gedenk-,   

Sonn- und Feiertagszeitlern-Verständnis der gesetzlichen, staatlichen, religiösen und persönlichen Feier- und Festtage in Deutschland " in  

Evolutionäre Allzeitnutzung

  

> Die freiwillige Mithilfe am Kathedralenbau war Ehrensache und  Verpflichtung zugleich, wo " der Karrenkult "(spannten sich selbst vor den Karren, die mit Steinen, Sand, Kalk und Holz beladen waren) sehr verbreitet war und für die Kirche aus den entfernten Stein-

brüchen Baumaterialtransporte und Steinrohquader auf Last-

schiffen, Schlitten und Lastkarren oft über weite Strecken zur Dom-

bauhütte gebracht wurden. Nicht zuletzt wollten sich viele

durch Stiftungen (opus ecclesiae), Schenkungen, Ablasskauf, Zu-

wendungen adliger Mäzäne, Testamentsnachlässe wohlhabender Bürger, Reliquienkult, Wallfahrtswesen etc. " einen Platz im Him-

melreich " sichern oder wenigstens " der Hölle und dem Fegefeuer "entgehen. Ein religiöses Leben galt als Garantie für ein besseres Ewigkeitsleben danach, weil das Mittelalter nur in der Gegenwart

des übernatürlichen Jenseits lebte. Die grössten Förderer des gotischen Sakralbaues waren die christlichen Orden der Dominika-

ner, Zisterzienser, Benediktiner und Franziskaner. Neben der wirtschaftlichen Blüte wäre ohne diese weit verbreitete Hilfs-,

Opfer- und Spendenbereitschaft der Kathedralenbau gar nicht möglich gewesen, weil auch schon damals " Brot (Hunger) vor

Geist (Kultur)" immer Vorrang hatte und wenn kein Geld da war,

für die Steinmetze oder Baumaterialien, musste der Kirchenbau ruhen *.


* I.) Wie ein französischer Gelehrter schreibt waren Reliquien für den damali-

gen Menschen mehr wert als im 19.Jahrhundert für die Menschen Dampf und Elektrizität.


II.) Die Mystik des Kirchenraumes entspricht vollkommen dem Rhythmus der Musik. Die ekstatische Suche nach Gott in der mystischen Eins-Werde-Erfah-

rung findet sich z.B. in der Dynamik der Baugestalt, im Vertikalen des Kathe-

dralenbaues, im Raumideal der Tiefenbewegung und Lichtdurchflutung

wieder. Die gotische Bauweise gilt vielen Deutschen auch heute noch als

der Typ des Kirchenbaues überhaupt, was der Empfindungswelt und dem Raumgefühl der Deutschen entspricht.

 

III.) Jedes Teil vom Ganzen ist seiner Bestimmung nach unselbständig und

existiert nur in wechselhafter, lebendiger Beziehung mit anderen Teilen, mit denen er ein gemeinsames Ganzes bildet. Werden Teile aus ihrem Ganzen isoliert, werden sie zu selbständigen Teilen. Die Ganzheit (qualitative Be-

stimmung) muss unterschieden werden von der Gesamtheit als Summe

der Teile (quantitative Bestimmung), die nicht miteinander in Verbindung stehen, weil die Wechselbeziehungen und die inhärenten Funktionen unbe-

rücksichtigt bleiben. Der Gesamt- und Einheitscharakter ist an keinem der isolierten Teile vorzufinden. Ein Teil ist ein Relationsbegriff, der nur in Be-

ziehung auf sein Korrelat " Ganzes " sinnvoll ist. Jedes Teil erhält seine Bedeutung nur im Zusammenhang für das Ganze, was seine Bedeutungs-

erklärung in sich trägt ungeachtet des Gefühls der Getrenntheit. Jeder Teil ist nur bedeutsam für das Ganze durch das Ganze.


IV.) Brot und Frieden (Geldsorgen) hat immer Vorrang vor Geist und Kultur

Erkenntnismangel). Es ist die Abhängigkeit als Wechselwirkung von ökono-

mischer, äusserer und kultureller Entwicklung. Es ist nicht die Wahlfreiheit

zu haben, sondern vom Zwange der äusseren und wirtschaftlichen Not-

wendigkeit getrieben sein. Es ist auch die Tatsache, dass in unruhigen Zei-

ten und bei existentiellen Nöten wenig oder kein Interesse für den das Kulturelle gegeben ist, was auch nicht erst einmal nicht anders sein kann. Nichtsdestotrotz ist auch in Krisenzeiten Entwicklung möglich. Die Entwick-

lungsmöglichkeiten sind nicht davon abhängig, ob es mir gut oder schlecht geht, weil Entwicklung in allem gegeben ist.


* Siehe auch " Gotische Entwicklungs-Individualisierungs-Eigenschafts-Tu-

genden und Entwicklungs-Lern-Grundprinzipien " im Gliederungspunkt

" Das gotische Lernprinzip als Bau(lebens)idee, welches alle bewegt

Nr. XX " im Gotischen Lernprinzip


V.) Früher galt nur der Bildungsgeist kultivierend und eine wirtschaftliche Prosperität war die Voraussetzung und deshalb galt " Brot vor Geist ".

Die Kulturepoche der Renaissance z.B. war nur denkbar einerseits durch die  politische Freiheit der Städte und andererseits durch den Wohlstand, welcher erst der Handel ermöglichte und private und öffentliche Kunstschöpfungen

in Auftrag gegeben werden konnten. Freigeistigkeit und eine ökonomische Autonomie galten ausnahmslos als Kulturvoraussetzung. Wenn aber  alles

 " als Mittel  zum Entwicklungs-Individualisierungs-Sinn-Zweck zur Selbst-

kultivierung " betrachtet wird, dann heisst es nicht mehr nur " Brot vor

Geist ", sondern auch " Brot und Geist " bedingen sich gegenseitig und

die kulturelle Entwicklung verlagert sich von aussen nach innen, weil jede  Wahrheit kostenlos zu haben und in allem zu finden ist. Die ge- oder unge-

nutzen Entwicklungsmöglichkeiten sind nicht davon abhängig, ob es mir wirtschaftlich gut oder schlecht geht. 


VI.) Die Griechen z.B. hielten Sklaven für die Arbeit und erkannten noch nicht die Entwicklungsbedeutung der produktiven Arbeit für die menschliche Ent-

wicklung. Wenn aber die Arbeit als Mittel zum Entwicklungs-Individuali-

sierungs-Selbst-Verbesserungszweck gesehen wird, dann sind alle „For-

men  von Arbeit und Nicht-Arbeit ob, Berufsarbeit, Arbeitslosigkeit, ehren-

amtliche Tätigkeit,  Freizeitbeschäftigung, Hausarbeit, Krisendruck und Auseinandersetzungen jeder Art  " Arbeit an sich selbst " und für sich selbst " sinnvoll und entwicklungsdienlich.


VII.) Dass die materielle Welt als ein Ganzes besteht, was nicht aus Teilen aufgebaut ist *.


* Albert Einstein, theoretischer Physiker und Nobelpreisträger der Physik.     

 

VIII.) " Das Wahre ist das Ganze " *.


* Georg Friedrich Wilhelm Hegel, deutscher Philosoph. 

 

IX.) Der Adel und viele wohlhabenden Bürger waren stolz darauf z.B. Glas-

fenster zur Kathedrale beisteuern zu dürfen. Die Stifter sind oft namentlich oder bildlich in den Buntglasfenstern verewigt.

  

X.) Alles Einzelne weist zurück auf etwas individuelles und über allem Einzel-

nen steht einigend ein grosserer, leidenschaftlicher Kollektivwille. Alle Men-

schen haben irgendwie Anteil an den Wunderbauten der mittelalterlichen Gotik, aber alle bleiben sie auch anonym *.


* Karl Scheffler, Kunstkritiker und Publizist.

 

XI.) Würde man heute z.B. den Kölner Dom nochmals neu bauen (vielleicht die gotischste aller Kathedralen der Gotik), benötigte man ein geschätztes Budget von mehreren Milliarden Euro, aber ohne das Lebensgefühl der damaligen

Zeit und ohne die damalige religiöse Spannkraft ( das Feuer was in einem brennt), liesse sich ein solches, einmaliges Bauwerk wie die Neugotik um die vorletzte Jahrhundertwende gezeigt hat nochmals bauen. Die Kathedralen

sind zwar nach dem gotischen Formenprinzip konstruiert und auf wissen-

schaftlicher Statikgrundlage gebaut worden, aber ohne inneres, dyna-
misches, wirkkräftiges, gotisches (Nachahmungs)stilgefühl. Eine vergange-

ne Bauphilosophie wieder aufzuwärmen, das ist so wenig möglich, wie ein

altes Kunstwerk wegen des Zeitgeistes und der Einmaligkeit nochmals zu schaffen. Die geistige Lebensgrundhaltung des mittelalterlichen Menschen

war eine tief religiöse, der Antike eine ästhetische, des indischen Menschen eine metaphysische und der Moderne eine kritische, ökonomische und wissenschaftliche.

 

> Der gotische Kirchenbau ist sinnbildlich und liturgisch ein Abbild des Himmels auf Erden " und die Menschen sahen in einem Gottes-

haus mit seinem weltübersteigenden Raum einen Erdenhimmel, in dem sie Gott nahe sein konnten. Im irdischen Leben schon den Himmel erfahren und spüren, dass dieser Himmel alles weltliche übersteigt und die Seelensehnsucht nach dem Göttlichen weckt, das war das Wesen des verklärten Sakralraumes, aber trotzdem nicht überirdisch. Beim Betreten der gotischen Kathedrale hatten die Menschen ihre irdischen Sorgen hinter sich gelassen und sich ge-

wissermaßen in eine andere Welt begeben. Der Mensch des Mittel-

alters ist in seinem Naturell und seiner Berufung nach Pilger (" Ich

bin der Weg, die Wahrheit und das Leben ") und alles diente dem Wohlergehen der Seele. Das Streben nach dem persönlichem Ge-

winn und das Horten von Gütern ( " Hast du was, bist du was ")

waren damals Unwerte und Kleidung, Nahrung, Haus, Lebensge-

genstände etc. hatten überwiegend nur einen lebensnotwendigen Gebrauchsnutzenwert. Auch wenn die Menschen im Mittelalter

nicht weniger materialistisch gesinnt waren wie heute hatten die weltlichen Dinge  als Mittel zum Zweck " dem Seelenheil " zu dienen

und sollten auf Höheres verweisen, was verwirklicht werden soll.


> Die gotische Kathedrale war geistiges und gesellschaftliches Zen-

trum der Stadt, weil es architektonisch das grösste, höchste, prächtigste und auch teuerste Gebäude der Stadt war. In einem einzigen Haus umfängt die Kathedralenarchitektur Gott und die Gläubigen, Priester und Laien, Sakralität und Profanität. Sie diente für staatspolitische Zermonien wie Kaiser- und Königskrönungen, welche die Einheit zwischen " Regnum und Sacerdotium " als Staatsidee des Mittelalters symbolisierte. Es wurden Gottesdienste gefeiert und Mysterien- und geistliche Theaterspiele aufgeführt

für Gläubige und Besucher, um nicht-verbale Glaubensinhalte zu vermitteln.Die Kathedrale diente nicht nur liturgischen Zwecken, sondern war auch der soziale Treffpunkt des öffentlichen Lebens.

Alle Menschen hatten ohne Unterschiede in der Kathedrale ein gemeinsames Leben. Es wurde Rechtsprechung ausgeübt, Handel betrieben und war ein Ort der erotischen Annäherung. Die Kathe-

drale wurde gelegentlich auch als Warenspeicher, Übernachtungs-

ort, als Stall für Tiere, als Markt und als Zufluchtsort bei kriegeri-

schen Auseinandersetzungen von der Stadtbevölkerung als Schutzraum aufgesucht *.


* I.) Der Mensch begreift seine End- und Weltlichkeit, wenn er sich " im Ausge-

richtet-Sein " auf Transzendenz als ein Höheres und ein  " Über-Sich-Hinaus-Sein" erfährt.  

II.) Immanenz und Transzendenz als Einheit und in der Ganzheit sind aufein-

ander bezogen und nicht von einander zu trennen als die beiden lebensam-

bivalenten Pole eines Spannungsfeldes, in das der Mensch gestellt ist. Des-

halb findet  alles, was in den Tiefen des menschlichen Wesens geschieht,

seinen kosmischen Ausdruck im Himmel. Was sich im Menschen offenbart, findet zugleich seine Offenbarung im Himmel als ein interverbundenes, für

die Entwicklung der Menschheit, ein geschichtliches Geistgeschehnis von säkularer Bedeutung.               


III.) In der Aufklärung als Welterklärungsmodell ohne Götter- und übernatür-

liche Kräfte hat sich der rätselhafte und mit Religion behaftete Seelenbegriff

zur Psyche und Psychophysik (Lehre von den seelischen Kräften) als Wissenschaft gewandelt. Er wurde durch den " Bewusstseinsbegriff " er-

setzt und dadurch völlig unreligiös verwendet. In der praktischen Psycho-

logie heute verbirgt zumeist die materialistische "ich Vorstellung",  dass seelisches nur oder vorwiegend als Produkt körperlicher Prozesse und

das Geistige nur als Ergebnis physikalischer und chemischer Prozesse im

 Gehirn zu betrachten ist. Obwohl es verschiedene Seelenauffassungen gibt,

hat " die Idee der unwissenschaftlichen Seele " alle wissenschaftlichen Begriffsbildungen, überlebt und " der Tummelplatz die Seele als Psyche ",

was nicht das tiefere Wesen und das kategorische Individual-Logos dieses Entwicklungs-Prozess-Lebens-Kernes ist ", erst einmal durchschritten wer-

den muss.


IV.)Die Seele wird im Hinduismus als " das höhere Selbst" verstanden und

ist kein Gegenstand  des  Erkennens. So wie es kein Bewusstsein vom Leben

gibt und Tod gibt, gibt es auch kein Bewusstsein von der Seele. Es gibt im-

mer nur Bewusstsein von etwas " als Gegenstandsbewusstsein", aber die Seele  schwindet mit der gegenstandslosen Wahrnehmung. Die Seele ist

aber das dem Körper verleihende Lebensprinzip an sich, die dem Körper aufbauende und erhaltende Vitalkraft schlechthin, ohne die der Mensch

gar nicht bestehen könnte und ohne die ja auch sein materieller Körper so-

fort zu leben aufhörte. Der Mensch besteht aber nicht nur aus Körper und

Seele, denn er ist eine Drei-Einheit bestehend aus Körper, Seele und Geist *.

* Etymologisch bedeutet  Seele im griechischen " psyche " und im lateini-

schen anima, was in beiden Sprachen " Hauch " bedeutet, während der althochdeutsche Wortstamm " sela " soviel heisst wie " die Bewegliche",

was das Lebensprinzip als Individual-Logos darstellt.


V.) Nach dem traditionellen, religiösen Verständnis hat fast jede Religion

und philosophische Weltanschauung (Kant, Hegel, Wittgenstein etc.) ihre eigene Seeleninterpretation. Im Christentum spielen die Begriffe " Geist und  Seele " eine grössere Rolle als der wissenschaftliche Bewusstseins-

begriff. Die Seele wird aber als das Ganze und als umfassende Einheit be-

trachtet. Das gegenständliche, materielle Universum als Ganzes und als Ein-

heit ist für sich selbst genommen ungegenständlich, hat weder Form noch

eine materielle Erscheinung und es hat noch niemand eine Seele gesehen *.


* Theoretisch ist für Kant die Unsterblichkeit der Seele unbeweisbar, weil

auf diesem metaphysischen Terrain jedem Beweisversuch die sinnliche Erfahrung fehlt. Gleichwohl hält er die Unsterblichkeit der Seele aus moralischen Gründen für notwendig.


VI.) Der Seelenbegriff und das Seelenleben als die Gesamtheit aller Gefühls-

regungen und geistigen Vorgänge des Innenlebens wurde intellektuell, materialistisch zergliedert und zur empirischen Wissenschaft der Psycho-

logie, Neurologie, Biochemie, Medizin und anderer Fachdisziplinen gemacht.

In der Religion ist die Seele das Menschliche, dass was auch den Tod über-

lebt. Die Existenz einer einheitlichen, menschlichen Seele lässt sich empi-

risch nicht belegen und wird deshalb als leerer Begriff angesehen. Die Problematik die sich hier ergibt ist, dass die Seele kein Erfahrungsobjekt

und als immateriale Entität sich der empirischen Forschung entzieht und deshalb keine anthropologische Qualität besitzt. Es können nur die seeli-

schen Auswirkungen als Lebensäusserungs-Hinweise als Aussfluss und Verhältnis der Psyche beobachtet und interpretiert werden, aber nicht

das Erkenntnisobjekt selbst. Innenwahrnehmungen können neurologisch

nicht erfasst werden. Eine exakte Zuordnung von Gedanken, Wahrnehmun-

gen, Gefühlen oder sonstigen Bewusstseinsaktivitäten in einem genau festgelegten Hirnareal ist nicht möglich, nur die Feststellung, dass die Hirn-

rinde im Bewusstseinserleben eine wichtige Rolle spielt. Weil es im Gehirn keine Bewusstseinszellen gibt und keiner weiss, wie Gedanken überhaupt entstehen gibt es die Hypothese, dass das menschliche Bewusstsein nicht

im Gehirn lokalisiert ist.


VII.) In der " Visio dei "wird die Seele ins mystische überhöht und ist mit Gott identisch. Eckhart unterscheidet die (aristotelische )Seele, die dem Leibe  vom Geist Leben und Form gibt. Dieser Geist wird als  Seele bezeichnet, welcher von  allem natürlichen Wesen abgeschieden ist, wo sie namenlos wie Gott ist, mit ihm allein in der Ewigkeit. Dieses ist der Kern der Seele, die Seele der

Seele, ist ewig durch ihre Einheit mit dem einen und vollen Sein Gottes. Als mystische Erfahrung ist die Ewigkeit schon im Diesseits möglich (Der Kir-

chen lehrer Thomas von Aquin verlegte diese ins Jenseits). Die Frage, ob das individuelle Selbst auch nach dem Tod weiterlebt stellte sich für Meister

Eckhart gar nicht, denn der Mystiker ersehnt ja nichts heftiger als die Auflö-

sung des Selbstes im reinen (Seelen)sein*.


* Der Kirchenlehrer Albertus Magnus sagte, ohne die Seele könne der reine Geist gar nicht existieren, also partizipiere sie auch an dessen Trennung vom Körper und seiner göttlichen Selbstbewegung mithin

auch an der Unsterblichkeit.


VIII.) Nach Meister Eckhart  ist der Mensch mehr durch die Seele als durch den Leib. Der Leib ist in der Seele und nicht die Seele im Leibe. Dagegen wirken

die Vorstellungen der Seele auf den Leib kräftiger als der Arzt und seine

Arznei. Dieses Paradigma gilt als Grundlage für die Geistheilung.

 

IX.) Siehe auch Individualisierungs-Entwicklung als Lebensweg


X.) Siehe auch " Die Nachfolge Christi ist immer der eigene, gegangene Ent-

wicklungs-Individualisierungsweg in der Welt" in Evolutionaere, säkulare Nachfolge-Christi

 

1.4 Zeit des Wandels vom religiösen Lebensstil  

                   zum Entwicklungslebensstil. 

  

> So faszinierend der gotische Baustil als religiöser Geist in Stein

auch heute noch sein mag, aber die Sonne des Mittelalters ist unter gegangen und mit ihr der gotische Geist und ihre erste religiöse Bestimmungszeit, weil alles dem geschichtlichen Gesetz des

Vergehens und Werdens unterliegt. Aber die Sonne erstrahlt wieder im Entwicklungsgeist und erlebt jetzt ihren " zweiten Frühling "

und neue Bestimmungszeit als Mittel, Gleichnis und Chiffre

zum Selbst-Entwicklungs-Individualisierungs-Verbesserungs-

zweck-Hinweis und als Entwicklungssinn in vollendeter Entwick-

lungsgestalt als der Genius des Christentums,welche alle bewegt,

in den Lebensursprung zurückzukehren. Die gotische Kathedrale hatte damals das Weltbild verändert und wird das Heutige auch wieder verändern. Das ist der Bekenntnis(Be)sucher der Zukunft

der gotischen Kathedralen, darum fahre ich zum Liebfrauenmünster nach Straßburg . Es ist die  Entwicklungszeit gekommen, die wie damals Johann Wolfgang Goethe, im deutschen Lande, den Funken der " Gotikbesessenheit " entzündete. Nur soweit uns etwas noch

aus einem Werk interessiert, ist es für mich lebendig und die Ver-

gangenheit wird damit nicht aufgehoben. Solange es mich lebendig anspricht ist, gilt eine Kultur nicht abgeschlossen, und nur darauf kommt es an. Weil sich das religiöse Weltbild gewandelt hat, sind heute erst die Zeit- und die Lebensumstände dafür reif und die Entwicklungsreife-Voraussetzungen und Entwicklungssicht-

weise gegeben für dieses evolutionäre, dynamische, gotische Individualisierungs-Entwicklungs-Lernprinzip eines Gotisches Lernprinzips.


* I.) Siehe auch " Vom traditionellen,  statischen Bildungs-Schul-Eigen-

schafts-Sozialisierungs-Lernen (BL) zum evolutionären, dynamischen Entwicklungs-Lebenseigenschafts-Individualisierungs-Lernen (EL) in

vom Bildungs-Kultur-Lernen zum  Entwicklungs-Kultur-Lernen


II.) Siehe auch " Die Zukunft des Straßburger Münsters und anderer goti-

schen Kathedralen " in Zukunft Strassburger Muenster


III.) Siehe auch  Heute-ist-die-beste-aller-Zeiten


IV.) Siehe auch" Entwicklungsresistenz in der Gesellschaft


V.) Siehe auch " Die Individualität ist die begriffliche Fassung des Lebens " im Gliederungspunkt " Individualisierungsentwicklung als Lebensweg " in Individualisierungsentwicklung als- Lebensweg


VI.) Siehe auch Individualgeschichtlichkeit

 
VII.) Siehe auch " Die Krise der Gesellschaft sind immer weniger Einzelne,
aber die Zukunft der Gesellschaft sind immer mehr Einzelne " in   Gesellschafts-

und Entwicklungsmensch


VIII.) Siehe auch " Individualgeschichtliches Gottes-Entwicklungs-und

Vermittlungs-Verständnis " eines Meister Eckhart

 

IX.) Es ist Victor Hugos Feststellung (Französischer Schriftsteller), dass nichts auf der Welt so mächtig ist, wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist und keine Armee aufzuhalten vermag. Es geht um die Macht der Idee, welche nur in der Einzelseele des Urhebers ihre ganze Stoßrichtung hat. Der Mann kann unter-

liegen, aber die Sache wird triumphieren. Alle Eroberungen gehen von Ideen aus und werden dann zu Bewegungen um der Macht willen. Die Lebensord-

nung bewegt sich vornehmlich vom Inneren zum Äusseren und von der unsichtbaren zur sichtbaren Welt. Die Wahrheit ist immer stärker als alle Widerstände, Umstände und der derzeitige Zeitgeist. Entwicklung erweist

sich nicht als wahr, weil diese sich durchsetzt, sondern sie setzt sich durch,

weil sie wahr ist. Die Wahrheit entschädigt dafür, dass sie wahr ist und von der Zukunft mehr zu hoffen ist *.


* Was immer ein freier und unbefangener Geist souverän berührt, wird neu für eine in überlebten Vorstellungen befangene Welt. Kein Gedanke der

Menschheit, wenn der über die Vernunft hinaus getrieben verliert auf die

Dauer seine schöpferische Macht. Deshalb ist der stärkste Mann ist immer

der Mann eines einzigen Gedankens. Denn alles was an Lebenstat-,Willens-

und Glaubenskraft, an Intelligenz und  Idealismus, Emphatie, finanziellen Mitteln, an Nervenanspannung und Opferbereitschaft darin investiert und aufgespeichert hat, entwickelt eine Eigendynamik und erzeugt eine Wucht, der selten die Welt widersteht *.


*  In freier Textanlehnung des  Schriftstellers Stefan Zweig


X.) Napoleon I, Kaiser von Frankreich glaubte z.B. einst den (englischen) Handel wie ein Garderegiment führen zu können und lehnte die aufstei-

genden Wirtschaftsideen des 19 Jahrhundert ab, welche ihn letzten Endes besiegten.


XI.) " Die grösste Macht hat das richtige Wort zur richtigen Zeit " *.


* Mark Twain, US-amerikanischer Schriftsteller.

 

XII.) " Zu jeder Zeit liegen einige, grosse Wahrheiten in der Luft: sie bilden die geistige Atmosphäre des Jahrhunderts " *.


* Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach, Erzählerin, Novellistin und Aphoris-

tikerin.   

 

XIII.) Entwicklung ist das Lebensgefühl der Zeit. Die Zeit ist reif, aber noch

nicht die meisten Zeitgenossen.    


XIV.) " Die (Entwicklungs-Individualisierungs)-Wahrheit kann sich zu einer guten Idee weiterentwickeln " *.


* Dr. Phil Michael Richter, Zeithistoriker .

 

XV.) " Keine wichtige Entdeckung ist jemals gemacht worden, die nicht am Ende alles mit sich gerissen hätte " *.


* Henry Thomas Buckle, englischer Historiker.

 

XVI.) " Ein Stück Entwicklungs-Individualisierungs-Wahrheit ist mehr

wert  als die ganze Welt "* .


* In Anlehnung an Meister Eckhart


XVII.) Siehe auch Entwicklungs-Wahrheits-Individualisierung


XVIII.) Siehe auch Entwicklungs-Individualisierungs-Reife


XIX.) Siehe auch Vom Bildungs-Kultur-Lernen zum Entwicklungs-Kultur-Lernen


> Die Welt vom Mittelalter bis zur heutigen Postmoderne darf we-

niger als ein Abfall von Gott verstanden werden, sondern  als ein weltsuchender Weg zu Gott und wir befinden uns inmitten eines religiösen Aufbruchs, wo die christliche Religion auf eine neue Stufe ihrer Entwicklung gehoben wird. Es ist die Sehnsucht nach kirch-
licher Erneuerung, die auf eigener Erfahrung gründet und zu ihrem Ursprung zurückführen will. Mit der theologischen Dialektik wird kein Mensch erneuert. Entwicklung ist das Religiöse im Leben als Individualisierungs- Sinn-Zweck und der religiöse Raum ist die
Welt. " Der religiöse Raum ist die Welt ". Die Entwicklungs-Indivi-

dualisierung-Zweck-Bestimmtheit steht im Vordergrund und der praktische Alltagsnutzen, Wert und die wissenschaftlichen Er-

kenntnisse stehen im Hintergrund. Wenn eine Sache gedient hat, dann wird sie einem höheren Zweck durch Überwindung als Trans-

zendierung zugeführt. Der Lebensverlauf des Menschen ist ein

unbiblischer Text, aber voller Religion. In der Bibel fehlt das Pro-

gramm für die individuelle Befreiung. Die Beschreibung und Ver-

kündigung des Heilsgeschehen alleine führt noch nicht zum Heil.

Die christliche Botschaft versteht man nicht von selbst, sondern

sie muss verständlich gemacht werden, während die individuellen Entwicklungsweg-Botschaften als Hinweis jeder versteht*.


*I.) Die gotische Kathedrale als Mittel zur religiösen Erfahrung wird zum Mittel einer Entwicklungs-Individualisierungserfahrung als unkonventioneller, eigentlich unreligiöser Zugang zum Christentum,weil der Gottesbegriff iden-

tisch mit dem Entwicklungsbegriff ist. Gott hat kein Gesicht, sondern er ist Frieden und die gotische Kathedrale steht für den Entwicklungs-Auseinan-

dersetzungsweg, um zu seinem Frieden zu gelangen, weil Ruhe aller Such-

unruhe Ziel ist.


II.) " Das dritte Jahrtausend werde entweder ein religiöses sein oder überhaupt nicht stattfinden " *.


* Andre Malraux, französischer Schriftsteller, Filmregisseur und Politiker).


III.) Diese Gesellschaft ist voller Religiosität und Sehnsüchte wie kaum eine an-

dere  Gesellschaft zuvor. Die aufgespeicherte, religiöse Substanz hat sich nur ökonomisiert und sozialisiert in den Begriffen Materialismus, Fortschritt,

Geld, Sozialstaatlichkeit, Wissenschaft, Konsumismus, gesellschaftliche Bestätigung, Lebenssicherheit etc. Jeder ist aufgerufen sich ein anderes " Bestätigungs-Gegenüber " zu suchen, was nur ausserhalb der relativen Welt

zu finden ist. Jetzt erst ist die Notwendigkeit und Reife gegeben, dass das geschichtliche Christentum in neuer Gestalt fortgeführt, die Entwicklungs-

idee im Verständnissinne von Meister Eckhart christlich gedeutet und das Christentum als Entwicklungslebenstun verstanden wird.


IV.) Beim " Experiment Entwicklungs-Lebens-Christentum " ist die Evolution der individuelle, eingeborene " Entwicklungs-Individualisierungs-Weg " als säkulare Nachfolge Christi zu mehr Gottentwicklung im Sinne von Meister Eckhart im Gesellschaftsleben und Beruf. Entwicklung ist kein Religionsersatz, sondern von allen grossen Religionen, Philosophien und Wissenschaft un-

strittiges und auch von Nichtreligionen mit zutragendes, ethisches Erbe der Menschheit.


V.) Siehe auch " Die Krise der Gesellschaft sind immer weniger Einzelne und

die Zukunft der Gesellschaft sind immer mehr Einzelne " in Gesellschafts-und Entwicklungsmensch


VI.) Siehe auch " Die Nachfolge Christi ist immer nur der eigene, gegangene Entwicklungs-Individualisierungsweg in der Welt " in  evolutionäre, säkulare Nachfolge Christi


VII.) Siehe auch vom Bildungs-Kultur-Lernen zum Entwicklungs-Kultur-Lernen


VIII.) Siehe auch  vom statischen Berufsbildungs-Lebenslauf zum dynamischen Entwicklungs-Individualisierungs-Lebenslauf



 2  Von der religiösen, kulturellen Symbolsprache  

        zur Entwicklungs- und Lebenssymbolsprache.

 

> Es wird kein Rückgriff auf Vergangenes, eine Nachahmung der epi-

gonenhaften Romantik des 19 Jahrhunderts, wie die  Neugotik um

die vorletzte Jahrhundertwende als Spielart des Historismus vorgenommen, wo nach den Befreiungskriegen gegen Napoleon

der Erste die gotische, sakrale und profane Baukunst zum Inbe-

griff einer urdeutschen, christlichen, mittelalterlichen Weltord-

nung verklärt wurde (oder z.B. " gelungener Nachahmungen " in

den USA). Man verstand irrtümlich die Gotik als originale, deut-

sche Baukunst und sah in den gotischen Kathedralen des Mittel-

alters ein Sinnbild urdeutscher Schaffenskraft. Die Romantiker

hatten bei aller Bewunderung des Mittelalters zunächst wenig kunstgeschichtlich Fassbares und Substantielles. Sie suchten das Wunderbare und schwelgten in diesem katholisch-mystischen Dämmerungs-Frömmigkeitsgefühl. Die Kathedralen sind zwar nach dem gotischen Formenprinzip konstruiert und auf wissenschaft-

licher Statikgrundlage gebaut worden, aber ohne inneres, dyna-

misches, wirkkräftiges, gotisches (Nachahmungs)stilgefühl. Eine Renaissance wie damals unter romantischen Vorzeichen verstan-

den als eine ins unendlich gehende Sehnsucht nach Heilung in

der Welt ist nicht das Ergebnis einer aus der Tiefe und Urge-

fühl kommenden, vorwärts drängenden Entwicklungsbewegung

und gilt als entchristlichte Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts.

Der geistige Aufriss und der abbildende Sinn des anagogischen Entwicklungscharakters der gotischen Kathedrale des " weiter,

höher und hinauf als die Fähigkeit den Geist zur höchsten Wahrheit

zu erheben ", die Pole Glück und Leid, Leichtigkeit und Schwere zwischen denen alles religiöse Platz findet und der gotische Geist,

welcher das Objekt vernichtet, um Grösseres zu schaffen, wurde in diesem Sinne in der Romantik noch nicht verstanden und beab-

sichtigt *.


* I.) " Romantik ist sehr schön, von der  Ferne gesehen" *.


* B.Travem


II.) Alle  Formen,  welche die Gotik hervorbrachten waren Formen des Leidens. Allen Köpfen der gotischen Bildhauer- und Schnitzerkunst bspw. ist eine tief ernste, fast düstere Stimmung gemeinsam, weil die Menschen der Gotik von Unglücken und der Pest verfolgt waren. Sie hatten Sehnsucht nach einer besseren Welt im Jenseits. In ihrer Not und Verzweiflung suchten sie Trost und Hilfe bei den Heilmitteln der Kirche. Nur so sind die asketische Vergeistigung und der der fanatische Baurausch zu verstehen.


III.) Im Leiden liegt der grösste Segen. Du irrst wenn, du etwas anders suchst

als Drangsal. Es ist die letzte Tiefe, um daraus alles zu begründen und zu gestalten. Ohne Leiden kann der Mensch nicht " zum Heile"  gelangen. Nur

über Armut, Entbehrung und  Leiden ging  bisher  der Weg aller Religionen

ins Göttliche. Erst das  Leiden hat der Menschheit das  Gefühl der Religion,

den Gedanken eines  Gottes  erschaffen. Mystische Erfahrung ist ohne den Durchgang von Leiden nicht zu erreichen.


IV.) Alles Wissen kommt aus Leiden. Erst der grosse Schmerz ist der letzte Befreier des Geistes. Er allein zwingt uns in unsere letzte Tiefe zu steigen. Wer auf sein Leid  tritt, tritt höher. Er steht fortan über seinem persönlichen Leben und über seinem Leiden. Bewusstsein begründet sich auf Leiden und alle höheren Bewusstseinbegriffe sind steigendes Leiden. Je mehr der Mensch leidet, umso seliger erkennt er den Sinn und die  Notwendigkeit des Welt-

leidens


V.) Nach dem  Philosophen Friedrich Nietzsche wirkt veredelnd  nur jeder  Schmerz, den zu überwinden, wir  Kraft besitzen. Es war für ihn nicht der  Tribut, den man  zahlen muss um das  Tor der ewigen Seeligkeit zu öffnen.

Der Schmerz war für ihn eine Macht, mit diesem man sich furchtlos mit

allen möglichen Therapien auseinandersetzen muss, um ihn zu überwinden. Leiden war  für  ihn eine  Schule der Weisheit. Wer viel gelitten hat, weiss 

mehr als die Weisesten wissen können. Seinem Siechtum verdankte er mehr

als seiner Gesundheit. Alle seine Krankheiten waren Stimulanz zum mehr erleben und entdeckte das Leben gleichsam neu. Es ist das " amor fati ", das Notwendige  nicht nur zu ertragen, sondern auch zu lieben. Je mehr ein

Mensch zukunftsbestimmt ist, je  grösser sein Leiden, weil die gestalteri-

schen Kräfte sich abstossen.


VI.) " Ohne Leiden bildet  sich kein Charakter  "*.


* Freiherr von Feuchtersleben


VII.) Der Mathematiker Blaise Pascal betrachtete die Krankheit als der na-

türliche, glückliche Zustand  des Christen.

 

VIII.) "Gott hat mich mein ganzes Leben lang gequält "*.


* Fjodor Michailowitsch Dostojewski, Schriftsteller

 

IX.) " Wo Gefühl ist, da ist auch Leid "*


* Leonardo da Vinci, Maler


X.) " Seit dem 18 Lebensjahr verging kein Tag ohne physische Schmerzen die er durch die Gedankenarbeit zu verbessern suchte *"


* Blaise Pascal, Mathematiker


XI.) Von der Gefühlsromantik das Leben leichter und schöner zu gestalten zur Entwicklungs-Individualisierungs-Gotik die Lebensschwere und das Lebensleid durch Transzendierung zu überwinden.


XII.) Der Historismus ist Nachahmung und Rückgriff auf ältere Stilrichtungen und ist stets ein System des Alterns. Der Mensch ist dem Ewigen zugewandt,

im Historismus ist es die Vergangenheit als Wissenschaft auf die Zukunft dessen, was technisch möglich ist. Aber es fehlt dem Historismus die letzte Tiefe. Anstatt der gesetzesmässigen Betrachtung des historischen Prozesses erfolgt eine individualisierende Interpretation.


XIII.) Es waren nur Kopien von gotischen Kathedralen, aber ohne zeugende Lebenskraft, weil analog ein originäres Schaffen nicht mehr möglich war.

Die gotische Kathedrale bleibt ein ständig wachsendes Gebilde und lebt von

den ständigen Verbesserungen und dieses war mit der Bauvollendung in wenigen Jahren nicht mehr gegeben.


XIV.) Im Jahre 1904 wurde  bspw. der " Berliner Dom " eingeweiht und gilt

als  " Kathedrale der Protestanten",  aber es  fehlt diesem Bauwerk das

religiöse Lebensgrundgefühl, der motivierende  Nachahmungs-Elementar-

drang und die Mystik  eines gotischen Domes. 


XV.) Das neunzehnte Jahrhundert war in besonderer Weise bemüht die

mittelalterliche Gotik nach zu empfinden (neue Gotik), doch die Fenster erinnern eher an viktorianische Malerei oder die Kunst der Präraffaliten

als an den vergleichsweise strengen Stil der Gotik.


XVI.) Viele hundert Jahre haben die Wunderbauten der Gotik den Deutschen, den Europäern vor Augen gestanden und sind für die Kunst doch wie nicht vorhanden gewesen. Der Idealbegriff hat über sie hinweg gesehen.


XVII.) Der Mensch ist über Generationen hinweg erzogen worden sich von

der  natürlichen Schöpfung zu befreien. Die innere Kraft der damaligen Gotikzeit war nicht ausgerichtet auf Kultur, Wissenschaft, Ökonomie
und Bewusstsein, sondern auf das immanente " göttliche Gegenüber ",

dem der einzelne Mensch näher zu kommen trachtete. Deshalb entwickel-

ten sich Kultur, Wissenschaft, Ökonomie und Bewusstsein nur gleichnis-

und mittel-zweckhaft, welches auf höheres verwies, was der Mensch sein

kann. Dieses besaß  keine Wirklichkeit an sich, an dass der Mensch glaubte

und sich gegründete. Heute wird der gotischen Kathedrale als kunstge-

schichtliches Bauwerk und oft als Kulturerbe der Menschheit Wirklichkeit zugebilligt und bei der Restauration oder bei einem Nachbau einer goti-

schen Kathedrale erfolgt diese durch seine Bewusstseins-Könnens-Fähig-

keiten. Er bezieht  seine Kraft und seinen Geist nun von den Werken, die

er selber einmal geschaffen hat und die ihrerseits ihm all sein Können und

alle seine Kräfte abverlangen, um diese zu erhalten oder nachzubauen, da

diese Bauwerke ja nicht aus eigener Kraft existieren.

XVIII.) Es entsteht damit der verhängnisvolle Zirkel, dass das, was die Kraft

des Menschen erfordert, um diese zu erhalten, dem Menschen selber zuvor

die Kraft geben soll, damit er diese Aufgabe erfüllen kann. Deshalb kann

z.B. eine restaurierte, gotische Kathedrale oder ein Nachbau nicht mehr die ursprüngliche, zeugende Kraft geben. Sie wurde nicht wie damals mit die-

sem religiösen Lebensgrundgefühl, der Volksfrömmigkeit und Begeisterung gebaut und es fehlt der Lebenswille, der einst elementar in die Formen ge-

legt wurde und diese Willenskraft jeden Menschen zur Nachahmung er-

greift. Der Mensch des Mittelalters ist in seinem Naturell und seiner Beru-

fung nach Pilger (" Ich bin der Weg, die Wahrheit und das  Leben ") und

alles diente dem Wohlergehen der Seele. Statt das " göttliche   Gegenüber "

in den Dingen zu sehen als Mittel zum Entwicklungs-Individualisierungs-Sinnzweck hat der Mensch diese Dinge in den Kulturbesitz  genommen und

sich innerlich und äusserlich angeeignet. Der äussere Besitz des Menschen

ist die Kultur und der innere Besitz ist gleichsam das Bewusstsein als ihr Spiegelbild. Man kann sagen, dass die Welt dem Menschen nur in dem Maße

im Bewusstsein in Besitz gegeben wird, indem er auf Gott zugeht, und nur dieses nur in dem Maße hat, wie viel er davon transzendiert hat. Es ist der Rat von Meister Eckhart, " dass jegliche Kreatur Gottes ist und das Viele nur da ist, um zu dem Einen (Gott) zu gelangen ". Der Mensch darf sich nicht auf Kultur

und Bewusstsein begründen und seine Existenz davon abhängig machen. Dieses bedarf einer anderen Rechtfertigung, weil Kultur und Bewusstsein nur ein Ausschnitt und nicht das Ganze darstellt.


XIX.) Siehe auch " Individual-Gottesbegriffs-,Entwicklungs- und Vermitt-

lungsverständnis " eines Meister Eckhart

XX.) Bis in das 19. Jahr­hun­dert hin­ein galt die Go­tik als ty­pisch deut­scher

Stil. Nicht zu­letzt des­halb wur­de im His­to­ris­mus gerne auf go­ti­sche Vor-

bil­der zu­rück­ge­grif­fen. Ei­ne nach­träg­lich be­trach­tete er­staun­li­che Ein-

schät­zung, denn na­tür­lich stand die Wie­ge der Go­tik und da­mit der go­ti-

schen Ka­the­dra­len in Frank­reich. Zum Teil geht die­se fälsch­li­che Zuschrei-

bung wohl auf den Be­griff  " Go­tik " zu­rück, der ger­ne mit " deutsch " as­so­zi-

­iert wur­de *.

* Dieser Textabschnitt wurde übernommen aus DAMALS, das Magazin für

Zeitgeschichte


XXI.) In der deutschen Romantik (die französische Revolution hatte die Romantikwelle mit seinem Freiheitsrausch, Renaissance etc. ausgelöst), einer Zeit der Unruhe und Suche, in der man um eine nationale Identität rang, bevor 1848 in der Frankfurter Paulskirche das erste deutsche Parlament tagte und auch 1871 das deutsche Kaiserreich gegründet wurde, symbolisierte die gotische Kathedrale das Ideal der Einheit. Es war ein verklärter Rückblick in

das deutsche Mittelalter, in dem der Glaube und das Reich stark waren.


XXII.) Die gotische Bauweise gilt vielen Deutschen auch heute noch als der

Typ des Kirchenbaues überhaupt, was der Empfindungswelt und dem  Raumgefühl der Deutschen entspricht.


XXIII.) Am Ende des gotischen Zeitalters hatte der europäische Mensch sich

von Grund auf gewandelt. Die Renaissance war nicht die Überwindung, son-

dern Vollendung dessen, was im Zeitalter der Gotik begonnen hatte. Das Ende der Epoche war der Anfang des modernen Europa.


XXIV.) Der gotische und der griechische Geist haben in den Jahrhunderten

der christlichen Kunst mächtig miteinander gerungen und einen Kampf um

die Form ausgetragen. In dieser Auseinandersetzung musste der Geist der

 Gotik siegen, weil das Schwergewicht der Kunst verlegt war von aussen

nach innen und vom Sinnlichen zum Seelischen. Früher war der Mensch in

der Welt gewesen, als ein Teil davon und die Welt war für ihn da. Jetzt

wurde die ganze Welt nur noch im Menschen als Mittel zur religiösen, see-

lischen Entwicklung betrachtet was seine Fortsetzungs-Sinnlinie in der Individualisierungsentwicklung findet und die Welt nur als Mittel zum Entwicklungszweck und Gleichnis gesehen wird. Das musste zu einer Umwertung der Form führen. Deshalb ist der gotische Geist in Europa so-

lange mit dem Christentum im Gleichschritt gegangen und deshalb wird die Gotik als Weltkulturerbe zum individuellen Entwicklungserbe, wo jeder Ein-

zelne in der Auseinandersetzung diesen Geist transzendiert und selbst zur Kultur wird *.


* In inhaltlicher Textanlehnung an Karl Scheffler, deutscher Kunstkriti-

ker und Publizist.


> Wir sind Abendländer und haben alle eine (gotische) Entwick-

lungslebenswurzel und sind Geistesverwandte von Meister Eckhart dem grossen Mystiker des Mittelalters. Entwicklung entspricht den Idealvorstellungen der Gotik und das menschliche Entwicklungs-

prinzip ist die zeugende Lebenskraft der Mystik des gotischen

Domes. Das Gotische Lernprinzip und die gotische Kathedrale

sind das Symbol und ein sinnliches, greifbares Spiegel und neu-

zeitliches Abbild der menschlichen Entwicklung. Die Dynamik

der Baugestalt ist der Aufwärtsdrang des menschlichen Entwick-

lungsstrebens  und in jedem Menschen als Lebensprinzip, Be-

wegungsursache und Formursache als das Ursächlichste,

Eigentliche und Träger der Lebensvorgänge in gleicher Weise

" als individuelles Eigengesetz " angelegt und bei Entwicklungs-

reife ist es " höchstes Leben in wirkkraftfeldhafter Aktion " ein

Leben lang. Die Entwicklungsidee ist aus dem Geist der Gotik ge-

boren und findet im Geist der Gotik statt. Einer entwicklungs-

lichtlosen Zeit wird die " Entwicklungslichtgestalt " einer goti-

schen Kathedrale als Lebensgrundgefühl der Entwicklung und  Höhepunkt europäischer Kunst als Ideal für die Jugend und " Altjugend "gegenübergestellt *. 

 

* I.) Abendland wird hier nicht als eine Fiktion und das Pendant zum Mor-

genland, sondern als die Übereinstimmung mit der (christianisierten), westlichen Welt verstanden. Dass Wort Abendland ist ein mittelalterliches

Wort :es meist die Einheit der Christenheit gesichert durch Kaiser und Papst

wie diese im Reich Karls des Großen gegeben war und bis zur italienischen Renaissance bestanden hatte. Der Humanismus hat den Begriff Europa an

die Stelle des Abendlandes gesetzt. Aber das  Abendland kann nicht unter-

gehen, denn das Abendland ist ein geistiger im christlichen verankerter

Begriff. Auch wenn das Christentum  in der heutigen Moderne sich in der

Krise findet, kann vom Untergang des Christentums keine Rede sein. Im Gegenteil, durch die Krise deuten viele Zeichen darauf hin, dass sich das Abendland auf eine christliche Renovation bewegt, die alle Kirchen erfasst.


II.) Siehe auch Individualisierungs-Entwicklung als Lebensweg


III.) Siehe auch " In eigener Sache " in Entwicklungsgotik


IV.) Siehe auch Evolutionaere Altjugend


V.) Siehe auch Gotisches Lernprinzip


VI.) Siehe auch Vom Bildungs-Kultur-Lernen zum Entwicklungs-Kultur-Lernen



> Eine solche Entwicklungsdeutung der verborgenen Entwick-

lungsphänomene und der Entwicklungssymbolik der gotischen Architektur als Entwicklungsweg-Individualisierung über die religiöse, geschichtliche und kunstarchitektonische Deutung hin-

aus ist in diesem Kontext noch nicht versucht worden und kann

als metaphormosische Umgestaltung als Weiterentwicklung des christlichen, Weltkulturerbgutes zum individuellen Erbgut eines Entwicklungschristentums als Wert- und Bedeutungserhöhung

der gotischen Kathedrale verstanden werden. Entscheidend ist immer die Verbesserung des Bisherigen und jeweils Besten des eigenen oder des Gedankengutes der anderen, was dann das ori-

ginäre Neue ausmacht. Das Neue ist nicht immer das Bessere, aber das Bessere ist immer neu. " Gotik als Baustil " , hier gibt es viele kunstgeschichtliche Literatur zu kaufen und farbige Webseiten "

zu googeln ", aber über Gotik als Entwicklungslebensstil, als dessen Neuschöpfung, da sucht man vergeblich und viele Suchbegriffe sind unbekannt. Allgemein gilt das Symbol für die subjektive Schöp-

fung der künstlerischen Erfindungskraft. Die Entwicklungssym-

bolsprache versucht die ontologische Bedeutung  der Entwick- lungswirklichkeit hinter den Gegenständen der sinnlichen Wahr-

nehmung und der archtektonischen Formensprache die unsicht-

bare Wirklichkeit des Intelligiblen und den Lebensbildungscharakter einer Entwicklungseigenschaftsmetapher zu begreifen.  


> Bei dem Individualisierungsstreben werden nicht nur grosse Ge-

danken und Wahrheiten gewusst, sondern es wird sich an grossen Gedanken und kulturellen Schöpfungen emporgearbeitet und in

der ständigen Entwicklungsreflexion individualisiert. Der Schlüs-

sel liegt in der Besucherpermanenz der gotischen Kathedrale, weil davon gefesselt und nicht in der einmaligen touristischen Kathe-

dralenbesichtigung als Pflichtbesuchsprogramm des " ich war ja schon da gewesen". Die Zeit war dafür noch nie so reif und wert die gotische Kathedrale aus dem Dunkeln zu holen, weil die Men-

schen noch nie so weit davon entfernt waren. Das Religiöse lässt

sich vom Entwicklungs-Lebens-Individualisierungs-Prozessakt

nicht trennen und ist, wenn religiös gedeutet, immer mitgege-

ben. In der persönlichen Individualisierungs-Entwicklung liegt

alle Religion eingeschlossen, die der Mensch braucht. Die religi-

öse Deutung  der Evolution (d.h., was Gott im Lebensalltag mit

mir vor hat und warum ich für alle da bin) und vom Leben her entwicklungs-individualisierungs-wegmässig zu denken ist das, worauf es nur ankommt. Alles andere ist zweitrangig *.


* I.) Siehe auch Entwicklungs-Individualisierungs-Reife


II.) Erst im entwicklungskulturellen Individualisierungs-Freiheitsakt wird

jeden neuen Tag dem Leben Sinn, Wert und Entwicklungsbedeutung gefun-

den und empfangen. Es ist die selbst geschaffene und ständig neu zu ge-

winnende Freiheit durch das Entwicklungs-Freiheits-Lernen über seinen Entwicklungsweg zu sich selbst zugelangen. Das ist seine Rechtfertigung

und seine Sinnbestimmung und sein Ziel.


III.) Es gibt keine Individualitätsnorm für das Menschsein. Durch die Soziali-

sierung wird der Mensch ab- und durch die Entwicklung aufgewertet. Jeder Einzelmensch bereichert das Kollektiv und die Gesellschaft ist umso mensch-

licher und jeder Staat kann stolz sein, je mehr Einzelne er hervorbringt.  


IV.) Siehe auch Individualisierungs-Entwicklung als Lebensweg


V.) Siehe auch Evolutionaere, säkulare Nachfolge-Christi


* Das Christentum ist eine Religion der Individualität, weil nur der Einzelne vor Gott gestellt ist.


VI.) Die Gleichheit steht " Gott sei Dank  " nur auf dem geduldigen Papier und damit lässt sich nicht die menschliche Natur (Individualisierungsstreben austreiben. Das Individuelle und nicht das Gleiche macht den Einzelnen aus.

Die Gleichheit und die Individualität vertragen sich so gut  wie Wasser und Natrium. Mit dem Postulat der Gleichheit in allen Lebensbereichen wird ausgeschlossen, was im menschlichen Leben verwirklicht werden soll.

Werte entstehen nur dort, wo sie in dem Bemühungen des Einzelnen in der individuellen Lebensauseinandersetzung religiös interpretiert „ zum gött-

lichen gegenüber " entwickelt werden und damit sakral begründet sind.

Diese Werte sind nur Gleichnis, welche auf höheres verweisen und was verwirklicht werden soll. Bei einer gesellschaftlichen Anerkennung und Bestätigung dieser Werte werden sie wieder auf die Nullstellung zurückge-

setzt. Darüber hinaus gibt es eine nicht zu verleugnende Ungleichheit in unserem Lebensalltag, abhängig vom Emigrationshintergrund, der Soziali-

sierung, dem Bildungsgrad, den Entwicklungsanlagen, den, persönlichen Sinninteressen, der beruflichen Position, des Besitzes und Geldes, der gesellschaftlichen Anerkennung und Bestätigung etc., was berücksichtigt werden muss.

 

VII.) Bevor ich geboren wurde, wurde schon über meine (Un)freiheit durch

die Erziehung, Bildung, Sozialisierungsanpassung, Ökonomisierung, beruf-

liche Integration etc. entschieden, wie ich als unpersönliches Werkzeug

der Zivilisation zu sein habe (was auch erst einmal nicht anderes sein kann). Erst durch das Individualisierungsstreben entscheide ich über meine (Entwicklungs)freiheit, wie ich zum persönlichen Werkzeug der Zivilisation durch die Individualisierung zu sein habe (was bei Entwicklungsreife nicht anders sein kann).


VIII.) Siehe auch " Die Krise der Gesellschaft sind immer weniger Einzelne aber die Zukunft der Gesellschaft sind immer mehr Einzelne " in  Gesellschafts-

und Entwicklungsmensch

                           

IX.) Siehe auch Entwicklungs-Individualisierungs-Gewissen


X.) Siehe auch Entwicklungs-Individualisierungs-Bringschuld der Entwicklungslosigkeit


XI.) Der Arbeitsbegriff unterliegt dem Wandel der Zeiten. Das Arbeits-

verständnis und die Arbeitsanforderungen haben sich mit der wirtschaft-

lichen, technischen, gesellschaftlichen und insbesondere mit der zuneh-

menden Individualisierung und Digitalisierung der Arbeitswelt funda-

mental gewandelt und die alten Arbeitswertvorstellungen entwertet.


XII.)  Siehe auch Wandlung der Arbeits-und Berufswelt


XIII.) Siehe auch Vom statischen Berufs-Bildungs-Lebenslauf zum dynamischen Entwicklungs-Individualisierungs-Lebenslauf


XIV.) Siehe auch Vom Beruf zur Berufung


XV.) Siehe auch  Neues, digitales Zeitalter


XVI.) Siehe auch Individualgeschichtlichkeit


XVII.) Siehe auch Individualisierungs-Entwicklung als Lebensweg


XVIII.) Siehe auch " Individualgeschichtliches Gottesbegriffs-,Entwick-

lungs-und Vermittlungsverständnis eines Meister Eckhart


XIX.) Siehe auch Evolutionaere Altjugend

                                       

> Gotik als Bau- und Entwicklungsstil ist die Weiterentwicklung des gotischen Baustilwissens und seiner kulturellen Einzigartigkeit, um die Kathedrale nicht nur kulturarchitektonisch, sondern auch als Lebenseinzigartigkeit im Entwicklungs-Individualisierungsgeiste

zu verstehen.  Die Scholastik auf dem religiösen Gebiet ist die Gotik im künstlerischen Gebiet. In " Gotik als Bau- und Entwicklungs-

stil 1 bis Gotik als Bau- und Entwicklungsstil 9 " wird in mannig-

fachen der religiösen, architektonischen Bausymbol- und Alle-

goriensprache als Verbildlichung und Versinnlichung  der christ-

lichen Ideen-Jenseitswelt die Entwicklungs- und Lebenssym-

bolsprache  als Verbildlichung und Versinnlichung der Entwick-

lungsideen-Diesseitswelt gegenübergestellt, um die Doppelnatur

der gotischen Symbolarchitektur aufzuzeigen und die religi-

ösen, entwicklungssymbolischen " Erinnerungsschätze der gotischen Kathedrale " für das heutige Lebensgefühl, den heu-

tigen Zeitgeist und den heutigen Sturm- und Drang der Jugend

und " jungen Alten " als  Gotisches Lernprinzip schlecht hin zu erschliessen. Dieser immer noch vorherrschende Dualismus gilt

aber wissenschaftlich als überwunden, weil sich alles in der Ein-

heit  (Verschränkungsprinzip der Interverbundenheit) wieder

findet, was auch wieder mit dem gotischen Bauwerk-Einheits-

Verständnis identisch ist, indem jedes Einzelbauteil vom Ganzen abhängig ist *.


* Die Erklärung der Verschränkung zeigt, wie die materielle Welt und die

innere Welt durch den ständigen Informationsaustausch miteinander ver-

bunden sind und nicht nur mit jedem Individuum, sondern auch mit jedem Punkt des Universums. Zwei verschränkte Objekte, obwohl Lichtjahre ent-

fernt, trotz grosser, räumlicher Distanz sind miteinander verbunden und können Informationen austauschen. Das zeigt doch deutlich, dass es eine geistige Welt neben der materiellen Welt lostgelöst von Raum und Materie geben muss. Aus diesem Grunde ist jedes Individuum ein Teil des grossen Ganzen, mit dem grossen Ganzen verbunden, befindet sich in Übereinstim-

mung mit dem Ganzen, da auch die komplexen Vorgänge des Entwicklungs-

Geist-Bewusstseins den geist-psychischen Plastizitäts-Gesetzmässigkeiten

der Quantenphysik unterliegen.

                          

> Die Gotik hat nie ihren vermittelnden " Entwicklungs-Individu-

alisierungs-Zweck-Gleichnis-Prüfstein,  Höherwegweiser-Sinn,

Selbsterziehungsmittel, Hinweis-Charakter " verloren, um sich in

der Auseinandersetzung der Individualisierungsentwicklung ein " anderes Gegenüber der Selbstbegründung ausserhalb der Gesell-

schaft " zu suchen, weil das Leben auf etwas begründet sein muss, was das unsichere, unruhige Weltleben übersteigt und ausserhalb

dieser relativen Welt liegen und zu finden sein muss, was innere

Ruhe,Sicherheit und Frieden bringt. Der statischen, entwick-

lungslosen, religiösen Sichtweise der christlichen, belehrenden

Moral und " den heilig machenden Tugenden " wird die dynami-

sche, individuelle entwicklungsmöglichkeitsreiche Lebenssicht-

weise der Entwicklungsprozessmoral, wo das Leben sich selber moralisiert (die Tugend wird in der Untugend vollbracht) und

den Entwicklungsindividualisierungs-Eigenschafts-Tugenden gegenübergestellt, um die Kathedrale in ihrem ursprüng-

lichen, kunstgeschichtlichen und im weiterentwickelten, metaphorischen, entwicklungskulturgeschichtlichen Sinne

zu verstehen. Die Kunstarchitektur wird zur Lebensarchitektur.

Der abstrakte Symbol- und Bildsinn der abbildenden Formenspra-

che wird zum entwicklungsbildenden konkreten, lebendigen

Symbolsinn in der Entwicklungslebenssprache im Alltag meiner Lebenswelt als naturalistisches Abbild der darzustellenden Entwicklungswirklichkeit *.


*I.)Siehe auch " Es wird die Tugend nur in der Verführungsschwachheit voll-

bracht, weil die Kraft erst in der Schwachheit, in den Unvollkommenheiten und Krisen zur Entfaltung kommt.Es ist erst einmal den Weg nach unten zu gehen, um den Weg nach oben zu finden. Ohne die Untugend gibt es auch keine
Tugend. Es gibt kein anderes Denken, als solches in Gegensätzen. Diese bilden die Maßbegriffe mit deren wir die gegebene Wirklichkeit bestimmen "im Gliederungspunkt " Christliche Moral und Ethik" in www.entwicklungs-

christentum.de


II.) Siehe auch " Die Zukunft des Straßburger Münsters und anderer

gotischen Kathedralen " in Zukunft Strassburger Muenster



> Die zur Zeit ca. 300 Entwicklungs-Zuordnungs-Stil-Genese- Bei-

spiele von der Kathedralengotik zum gotischen Lernprinzip in Entwicklungs gotik 1 bis Entwicklungsgotik 9, welche auf alle Lebensbereiche herunter dekliniert werden, sind beliebig, oft kunsthistorisch oberflächlich, im Detail unscharf und entsprechen nicht immer den Auswahlkriterien der gotischen architektur- und stilgeschichtlichen Betrachtungsweise und Bauvokabularsprache. Schon deshalb nicht, weil der gotische Formbauwille mehr lebens-

psychologisch, entwicklungsreifewegfinal, lebensabsichtsimma-

nent, zeitlos, einheitsbezogen, einzelgewissenführend, quanten-

physikalisch, lebenstranszendierend, lebensgrundgefühlergrei-

fend und lebensübersteigend als mehr architektonisch, akade-

misch, scholastisch, kunstgeschichtlich und traditionell zu ver-

stehen ist. Es geht hier nicht um eine kunstarchitektonische Stil-

stufe, sondern etwas, was den ganzen Menschen ergreift. Der

Dichter J.K. Huysmann hat die Mystik des gotischen Domes mit

all seinen Sinnen in seinem Werk " La cathedrale " erfasst und erlebt*.


* Für den mittelalterlichen Menschen ist die dingliche Welt überhaupt nur

 als Symbol verständlich für die einzige ontologisch gültige Bestimmung der Wirklichkeit. Jeder gotische Begriff, jedes Baumerkmal, jede gotische Form, jede Allegorie, jedes Gleichnis, jede Symbolmetapher hat ihre eigene Gottes- und Entwicklungs-Individualisierungs-Wahrheit.

 

> Ein Wissen über den gotischen Baustil ist etwas völlig anderes

als das Wissen, warum die gotische Kathedrale (für mich) da ist. Den Entwicklungs-Tugend-Lern-Geist des  Gotischen Lernprinzips zu verstehen ist erkenntnisreicher, als nur eine Kathedrale zu be-

suchen. In einem Video z.B. wird der gotische Baustil erklärt, aber hier geht es um das Ergriffen werden, um mein Lebenaufbruchsinn

zu begreifen. Das nüchterne Baufaktenstilwissen ist für den Besu-

cher meistens nur schnell vergessliches Wissen (vor dem Mittag-

essen), vom oberflächlichen Interesse und nicht zündend, aber

meine Empfindung liegt tiefer und der Funke springt über, wenn

mir darin mein persönlicher Entwicklungs-Lebensweg gezeigt 

wird und ich von diesem erfasst werde. Es ist zwar lohnend bspw. in einer " Quizveranstaltung"zu wissen, dass die architektonische Höhe des Nordturm des Straßburger Münsters 142 Meter beträgt, aber die Turmsymbolik, welche für die Lebensblick-Richtung nach oben steht, welches auf Höheres verweist, was verwirklicht wer-

den soll und auch als Metapher für die tiefste Sehnsucht," in den Gottesursprung " (Frieden) zurückzukehren, das liegt tiefer und

ist lebens-indivdualisierungs-wegweisender. Das eine weiss ich,

das andere bin ich und werde es einmal sein. Die Höhe bedeu-

tet auch, dass er nicht zu übersehen ist und ich immer wieder

daran erinnert werden soll, " Gott als meinen Lebensmittel-

punkt " näher zu kommen, weil jede Lebensfrage für jeden gott-

gläubigen Menschen nur die Gottesfrage in neuer Entwicklungs-

(gott)gestalt als der Genius des Christentums ist und nicht der

Mensch Entwicklung, sondern die Entwicklung (Individuallogos)

den Menschen macht. Bei einer gotischen Kathedrale ist es fast nebensächlich, was ich wissen soll, aber hauptsächlich, wie ich einmal werden soll. Nicht die Bau- sondern  die Entwicklungs-

fakten sind entscheidend *.


* I.) Siehe auch " Individualgeschichtliches-Gottesbegriffs-,Entwick-

lungs-und Vermittlungs-Verständnis " eines Meister Eckhart


II.) Siehe auch  Geistige Entwicklungsstufen und Lernphasen

 


> Die vielen Lebensvergleichsbeispiele mit dem gotischen Baustil

in Entwicklungsgotik 1 bis Entwicklungsgotik 9 sind die Kinder verschiedener Eltern (gotischer Kathedralen), aber besonders die Individualgotik des Straßburger Münsters zeigt erst den Individua-

lisierungs-Entwicklungsweg vollends als evolutionäre, säkulare Nachfolge Christi auf. Die Zuordnungen sind nur eine Moment-

aufnahme und austauschbare Beispiele des Vorläufigen, des Möglichen, des noch Besseren, nichts endgültiges, wie das Gotische (Bau)Lernprinzip selbst. Sie sind nur theoretischer, allgemeiner Entwicklungsnatur und spiegeln die Entwicklungsindividualrich-

tung des Einzelnen wieder. Erst in der praktischen, individuellen Entwicklungslebenswelt wie Arbeit, Freizeit, Familie, Wirtschaft, Bildung, Gesellschaft, Kultur, Staat, Recht, Unterhaltungs-, Kon-

sum- und Medienwelt, Gesundheit, Umwelt bspw. werden diese

Entitäten auf den " Entwicklungs-Individualisierungs-Erlebens-

und Selbsterfahrungspunkt " gebracht, was der zentrale Themen-

schwerpunkt der Domäne www.entwicklungszukunft.de ist. Es ist

die kulturelle Weiterentwicklung des Materialismusgedankens in allen Lebensbereichen, dass alles Sichtbare mit unsichtbaren Ent-

wicklungsmöglichkeiten und Entwicklungseigenschaften als

Symbol, Gleichnis, Prüfstein, Selbsterziehungsmittel und Höher-

weisersinn zum Individualisierungszweck geschaffen wurde. Das Haben wollen wird zum Sein wollen durch Überwindung zum Geist

transzendiert, was sich in allen Lebensbereichen vom Niedrigen zum Höheren als Entwicklungszielrichtung vollzieht *.


*I.) An wichtigen Punkten der Evolution treten Wertwenden auf d.h.,was bis dahin entwicklungsförderlich war (Maß, Sinn, Wert) wird entwicklungs-

schädlich (Maß-,Sinn-und Wertlosigkeit), die werbende Kraft der Anziehung lässt nach und die Involution zur Evolution. Beim Reifezeitpunkt wird die kritische Masse für Veränderungen erreicht (Sättigungsgrad) und nach dem allgemeinen Gleichgewichts- und Reifegesetz und dem ewigen geschichtlichen Entwicklungsgesetz " des Vergehens und des Werdens "schlägt die quantitative Veränderung in qualitative Veränderung um als nächste, höhere Entwick-
lungsstufe, welche die Ermattung des Denkens der jetzigen, geistigen Situation überwindet.


II.) Ist aber der natürliche Materialismushöhepunkt erreicht, kann die Materie als entwicklungsgeschichtlicher Materialismuswandel als Vorgeschichte des individualgeschichtlichen Geistes und als kulturelle Dimension des Materia-

lismus verstanden werden, welcher für die Entwicklungs-Individualisierung da ist, um sich durch Transzendierungs-Überwindung von ihr zu befreien  und damit das alte, egoistische, kapitalistische Materialismus-Ding-Haben-Ver-

ständnis als Mittel zum Zweck und neue Bestimmung aufwertet.

III.) Materialismusentwicklung ist die Weiterentwicklung des negativ beleg-

ten Materialismusgedankens in allen Lebensbereichen, dass alles Sichtbare

mit unsichtbaren Entwicklungsmöglichkeiten und Entwicklungseigenschaf-

ten als Symbol, Gleichnis, Prüfstein, Selbsterziehungs-Mittel Zum Indivi-

dualisierungs-Sinn-Zweck geschaffen wurde und über den Gebrauchs- und Geltungsnutzen und den  materiellen Wert hinaus geht. Es ist die Remateri-

alisierung als Gesetz mässigkeit zur Erhaltung von Energie und Materie im Weiterentwicklungs-Sinne, was über die Dinge hinaus auf etwas Höheres verweisen will, wozu der Mensch  durch seine Entwicklung fähig sein kann. Dieses kann als eine höhere Entwicklungsstufe der (Geld)Materie als ver-

dichteter, gebundener Geist als Chiffre und Verhüllungswahrheit(die verborgene Tatsächlichkeit als das Ding an sich), welcher für den Geist geschaffen wurde, betrachtet werden.


IV.) Wir befreien uns von etwas, was evolutionsbedingt noch z.B. vor zehn Jahren richtig war, aber heute entwicklungshemmend geworden ist. Das

 Haben wollen des Materialismus (vom) wird zum Sein wollen (zu) als kul-

tureller Fortschritt. " Hast du was bist du was wird zum bis du was dann hast

du was ". Nur so gelingt die Entstehung von immer  komplexeren und höher entwickelten Lebewesen in der inneren Welt. Dieses bestätigen die Erkennt-

nisse der modernen  Physik, die Doppelnatur der Materie, wo in zunehmen-

den Maße Materie- und Geistesstrukturen als gegenseitige Spiegelbilder erkannt werden und alles nur Bewusstsein ist. Die Materialismusquantität

wird durch eine neue Qualität ersetzt, das Haben wird zum Haben " als hätte man nicht".


V.) Der Entwicklungsmaterialismus erfasst das Dinggeschehen im erweiter-

ten, gereinigten Denken als eine kulturelle Weiterentwicklungs-Dimension

des Materialismus, weil die menschlichen Energien und seelischen Kräfte, welche an sie fort gegeben und gebunden waren wieder frei werden und wir

uns durch diese weiterentwickeln. Es ist die Rematerialisierung zum Ent-

wicklungs-Individualisierungszweck, " von der Entwicklungs-Unnatur zur Entwicklungs-Natur " zurück. Das " gotische Materialismus-Lernprinzip" ist auch quanten-physikalisch fundiert, weil nicht die sichtbare Materie, son-

dern nur der Geist ist das Wirkliche ist, wo die Fähigkeit zur Schöpfung und
ein Mitschöpfertum eine inhärente Eigenschaft der Materie ist und die Rea-

lität durch meine  Beobachtungs-, Einstellungs- und Glaubenssichtweise

(mit) erschaffen wird. Es ist die alte Weisheit und anagogische Auslegung,

dass hinter der Nichtigkeit der Materie, des Raumes und der Zeit eine letzte Wahrheit steht.

 

VI.) Siehe auch Vom Bildungs-zum Entwicklungs-Kultur-Lernen


VII.) Siehe auch  " Das gotische Lernprinzip als Bau(lebens)idee, welches alle bewegt " Nr.XX  " Gotische Entwicklungs-Individualisierungs-Eigenschafts- Tugenden und Entwicklungs-Lern-Grundprinzipien " im Gotischen Lernprinzip


> Es wird auch nicht kunsthistorisch unterschieden, ob Früh-,

Hoch- oder Spätgotik, ob Sakral- oder Profangotik, ob architek-

tonische Baumischformen, romanisch begonnen und im spätgo-

tischen Flamboyantstil beendet. Es ist auch für die Entwicklungs-

interpretation bedeutungslos,  ob es sich um das reine gotische Stilideal wie z.B. von Notre-Dame in Chartres (Urbild), Notre-Dame

in Reims (klassisches Beispiel französischer Hochgotik) oder Sainte-Chapelle in Paris (Juwel) handelt, ob nur von der berühmtesten (Notre Dame in Paris), höchsten (Ulmer Münster), grössten (Santa Maria de la Sede in Sevilla), höchste gotische Kirchenschiff der Welt (Cathédrale Saint-Pierre Beauvais) oder im Original ursprünglichste, gotischen Kathedrale gesprochen wird und ob die französische, englische, spanische  oder deutsche  Gotik gemeint ist. Es ist auch unwesentlich, wie viele gotische Kathedralen ich kennengelernt habe, sondern entscheidend ist, von welcher die Initialzündung

für das gotische Lernprinzip ausgegangen ist. Die Entwicklungs-

strebesymbolik als " nur das Bessere in allem zu wollen und nicht aufgeben",  ist das Bedeutsame und das Genügende, nicht die letz-

ten Baustilfeinheiten, neuesten Architekturerkenntnisse, ob es als Weltkulturerbe gilt oder der Restaurationszustand der gotischen Kathedrale, weil das gotische, kulturelle Bewusstsein nur Hinweis,  Gleichnis und Chiffre für ein Entwicklungsbewusstsein wird, was

den Menschen übersteigt und wozu er fähig sein kann, wenn er sich permanent entwickelt, was als das Gotische Lernprinzip  bezeich-

net wird als die Idee, welche alle bewegt. In und hinter allen Men-

schen, Dingen und Umständen verbirgt, (" west ") und wirkt ein Entwicklungs-Individualisierungs-Reife-Zweck-Sinn in sich selber, aber ist kein Ding selber. Es ist eine höhere Entwicklungsstufe der Materie als verdichteter, gebundener Geist und Verhüllungswahr-

heit, welcher für den Geist geschaffen wurde, um sich von ihr zu befreien und damit das alte, egoistische, kapitalistische Materia-

lismus-Ding-Haben-Verständnis als Mittel zum Zweck und neue Bestimmung aufwertet. Beim entwicklungs-transzendierten-be-

wussten Materialismus verändert sich die Bedeutung der Materie durch eine Entwicklungs-Transzendierungs-Sichtweise und der bisherige Materiehauptzweck wird als Mittel zum Entwicklungs-Lebens-Zweck als Rematerialisierung angesehen.  Es ist alles im Zusammenhang und im Verhältnissinn zu meiner Entwicklungs-

bedeutung zu sehen als Gelegenheit  in der Selbstwahrnehmung

und  Selbsterkennung in allem und aus allem die so genannten Entwicklungstugenden zu verbessern *.


* I.) Flamboyantstil als letzte übersteigerte Stilstufe der Gotik.


II.) Bildungs-Kultur-Lernen  ist die Wahrheit suchen in den kulturellen  Ver-

kleidungen der Wissenschaft, Kunst, Religion, Musik, Dichtung, Philosophie, Schriftstellerei, Malerei, Literatur, Architektur und der Bildungsgleichen mehr. Entwicklungs-Kultur-Lernen ist die Wahrheits-Individualisierung durch das Gotische Lernprinzip. Es ist eine Inter- pretation der berühmten These des Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegels vom Ende der traditionellen Kulturträger, welche keinen wirklichen, tieferen Einfluss mehr auf die kul-

turelle Entwicklung des Menschen haben, weil sie auch dem geschicht-

lichen Gesetz des Werdens und Vergehens unterliegen und deshalb die Zeit gekommen ist, wo der Wahrheitsausdruck eines anderen Mediums bedarf z.B.Wahrheits-Individualisierung durch das Gotische Lernprinzip. Diese sind

nicht mehr geeignet auf Höheres zu verweisen, um die Sehnsucht nach oben wachzurufen, was man selbst noch nicht, aber Menschenaufgabe  ist. Diese Fülle der kulturellen Werte lebte ursprünglich nicht selber aus sich heraus, sondern z.B. die Brandenburgischen Konzerte von Bach, eine Stradivari des gleichnamigen Geigenbauers, ein Gemälde von Vincent van Gogh oder eine gotische Kathedrale  waren nur Wegweiser und Mittler für den Weg  nach

oben was den Menschen übersteigt und sind  nur je nach kultureller Affini-

tät Mittel zum Entwicklungs-Individualisierungs-Reifezweck.


III.) Jegliche Kreatur ist Gottes voll,ist ein aufgeschlagenes Buch und wer

darin recht zu lesen weiss, der braucht keine Predigt mehr. Dass Gott die Welt und alle Dinge um des Menschen willen erschaffen habe, den Menschen je-

doch um seiner selbst willen. In allen Dingen (Umständen, Krisen, Krank-

heiten, Beziehungen, Ereignissen ) sah er Gott (Gottes-Friedens-Bewusst-

sein) und als er Gott sah, sah er alle Dinge als ein Nichts (Wahrheitser-

kenntnis)." Der Mensch soll nicht vor den Dingen fliehen und sich in die

Einöde begeben, sondern er muss lernen durch die Dinge hindurch zu

brechen und darin seinen Gott zu ergreifen, wie Meister  Eckhart  es sagte.

Weil es so ist, kommt der gläubige Mensch nur durch die Welt zu Gott, weil

diese nur Mittel, Zeichen und Prüfstein ist, welche auf Höheres verweist, was verwirklich werden soll. Unser irdisches Leben dient somit dazu, unseren geistigen Körper zu erschaffen und sterben zu lernen.


IV.) Erst in der praktischen, individuellen Entwicklungslebenswelt wird Ent-

wicklung, wie Arbeit, Freizeit, Familie, Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Gesellschaft, Kultur, Religion, Staat, Recht, Gesundheit, Tier-und Umwelt,

etc. wie in der Domäne  www.entwicklungszukunft.de exmplarisch, umfas-

send beschrieben und auf den Entwicklungs-Individualisierungs-Erlebens-

 und Selbsterfahrungspunkt gebracht, wo der Leser zum Einzelnen wird.


V.) Siehe auch Resümee: " Das Straßburger Liebfrauenmünster, als ein Juwel  der Gotik, findet öfters beispielhafte, dankbare, ehrenhafte Erwähnung " in Entwicklungsgotik


VI.) Siehe auch " Die Zukunft des Straßburger Münsters und anderer gotischen Kathedralen " in Zukunft Strassburger Muenster

 

> Alleine die Entwicklungsidee der Gotik, welche in vielen metaphy-

sischen Symbolzeichen, in der architektonischen Formensprache, religiösen Metaphern, in der Stilkunde und Ikonologie etc. zu finden sind, steht im Zentrum der Entwicklungsbetrachtungsweise und es lässt sich darin die gesamte Entwicklungslebenswelt nicht nur in-

terpretieren, sondern auch finden. Solange man etwas symbolisch sieht, braucht eine reale " eins zu eins Entsprechung " nicht zu bestehen. Wo die Quellenlage und archivalische Recherche stumm

und die Formenanalyse zum Kathedralenbau dürftig waren, erfolgte die Deutung historischer und architektonischer Leerstellen in eigenwilliger, schriftstellerischer und der Entwicklungswahrheit verpflichtender, entwicklungsmetaphorischer Freiheit, weil sich

der Geist der Gotik und der Geist der Entwicklung sich gegenseitig durchdringen. Diese Webpräsenz " Die gotische Kathedrale " erstrahlt erst in ihrem hellsten Licht, wenn die vielen, weiteren Direktver-

linkungen zu den Verweisvolltexten der beiden anderen Domänen

" www.entwicklungszukunft.de" und www.ent-wicklungschristen-

tum.de" zugänglich sind *.


* Die Webpräsenz die gotische Kathedrale als entwicklungskulturelles  Selbst-

konzept ist stets bemüht die Lebenserfahrungswirklichkeit des  Einzelnen in den Mittelpunkt zu stellen, wo sich jeder wiederfindet und das Gefühl vermit-

telt bekommt, dass die gotische Kathedrale nur für ihn höchst persönlich gebaut wurde. Es ist der naturgesetzliche Strebedrang als Lebensformprin-

zip, was in jedem  Einzelnen gegeben ist. Der Einzelne fühlt sich auch des-

halb angesprochen, weil Entwicklungsgotik 1 bis Entwicklungsgotik 9 nicht intellektuell recherchiert, klug ausgedacht und abstrakt rezipiert wurde, sondern weil dieser Entwicklungs-Individualisierungs-Lebensweg im " An-

gesicht des Münsters" auch gegangen wurde, kann er auch nur so beschrieben werden. Dieser Weg wird auch die  Zukunft des Strassburger Muensters und anderer gotischen Kathedralen sein.


II.) Siehe auch Wirkkraftfeld eines Entwicklervorbildes


> In der Domain "die gotische Kathedrale wird der höherweisende Bedeutungsträgersinn der pädagogischen, jenseitigen, religiösen Heilsvermittlung (Gott ist im Jenseits jenseitig) zur pädagogischen, diesseitigen, biografischen, säkularen Entwicklungs-Individua-

lisierungs-Entwicklung (Gott ist im Jenseits diesseitig) bspw. durch die Formensprache, Symbolwahrheiten, Allegorien, Bildmotive, Gleichnisse, Begrifflichkeiten als " der Genius des Christentums " in der Zwei-Stufen-Methode dargestellt.) Jeder Entwicklungs-Indivi-

dualisierungs-Lebensweg geht immer nur über- und durch die gotische Kathedrale. Die Metaphysik der Formensprache der Gotik

als Kathedralbauprinzipien sind Entwicklungsschlüsselmerkmale und identisch mit den universellen Entwicklungseigenschaften, Entwicklungsattributen, Entwicklungswerten und Entwicklungs-

tugenden als die Formen- und Universalsprache der Lebens-

entwicklung (Das Christentum hat eigentlich keine eigene Sprache). Es ist eine anagogische Auslegung von der kunsthistorischen Ent-

wicklung zur individualhistorischen Entwicklung als Rekontextua-

lisierung *.


* Von der Gotik als eine Epoche der europäischen Architektur im Mittelalter (allge-

mein)  zu jede gotische Kathedrale ist unvergleichbar einzigartig, weil nur die nichts gleich sind, " Gott gleich sind ", weil Gott sich in jedem Einzelnen sich werden will  (individuell).


> Der gotische Baustil stieg wie " Phönix aus der Asche empor ", wo keiner mehr an dieser Kunstsprache daran vorbei kam und so wird

die Entwicklungs-Individualisierungs-Metapher-Idee seine Stunde und grosses Moment haben, wo keiner an dieser Lebenskunstsprache daran vorbei kommt.

 

                            Die Entwicklungsführung beginnt !!!


Die gotische Kathedrale wird im Erkenntnislicht eines gegangenen Entwick-

lungs(vorbildweges) der Individualisierungsentwicklung interpretiert, weil jede Entwicklung eines jeden Einzelnen nur durch und über die gotische  Kathedrale gegangen werden kann *.


* " Wenn einer den Weg gegangen ist, hat er ihn frei gemacht für andere " ist das wissenschaftliche Spiegelbild der Relativitätstheorie von Albert Einstein.

Es wurde (Entwicklungs)raum als physische Realität geschaffen, der vorher nicht da war und erst diese Raumexpansion gibt jedem die  Chance, in den (Vorbild)kraftraum  einzutreten, wenn dieser auch das praktische Moment der Veränderung beinhaltet und diese Transzendierungs- Möglichkeit (durch Selbstentwicklung) wahrzunehmen. Der Dichter Friedrich Schillers würde sagen;  " Was einer im Reiche der Wahrheit erwirbt, hat er für alle erworben ". Der Raum ist nicht begrenzt, sondern so gross, wie der gedacht werden kann. Es ist weniger die Kunst des Möglichen, sondern im Rahmen des Möglichen, wozu ich auch wirklich reifebereit bin als eine neue Kulturkategorie, wo ich meiner Lebenswelt in der Auseinandersetzungstranszendierung gegenüber-

treten und Kultur schaffe.

 


Die virtuellen Webseiten sind nur eine echte, scheinbare, le-

benswirkliche Realität und werden durch die Lesetranszendie-

rung zur echten, evolutionären, tatsächlichen Lebenswirklichkeit.

Die gotische Kathedrale als Kulturreiseziel wird zur virtuellen Kathedrale, wo man sich trifft ohne zu reisen (Metaverse).



                                  Entwicklungsgotik 1